Dr. Stefan Hartung,
Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH,
und Dr. Markus Heyn,
Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility,
auf der IAA-Pressekonferenz am 4. September 2023
Es gilt das gesprochene Wort.
Dr. Stefan Hartung,
Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH,
und Dr. Markus Heyn,
Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility,
auf der IAA-Pressekonferenz am 4. September 2023
Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Video hat es uns gezeigt: Wir werden morgen anders fahren als heute! Gemeinsam mit unseren Kunden und Mitarbeitern, aber auch mit Gesellschaft und Politik wollen wir die Zukunft der Mobilität gestalten. Genau das meinen wir mit unserem Motto: „Let’s shape the new era of mobility, together.“ Dabei sehen wir durchaus, dass auf dieser IAA nicht nur das Auto im Fokus des Interesses steht, sondern auch der Protest gegen das Autofahren. Es ist okay, dass die Automobilindustrie auch kritisch beobachtet wird. Allerdings sollte die Kritik fair bleiben. Die Elektromobilität wird für uns ein Kerngeschäft. Wir wollen nachhaltige Mobilität, wir wollen sie vor allem bezahlbar machen – nur so wird sie sich auf dem Markt durchsetzen.
Einfach ist die Transformation unseres Geschäfts nicht, aber wir gehen diese Aufgabe im Sinne unserer Kunden mit aller Kraft an. Und das heißt auch: Wir stellen uns – über unsere Stärken in der Hardware hinaus – mehr denn je als Software-Haus der Mobilität auf. Wenn man so will, werden Fahrzeuge in Zukunft in der Cloud ebenso wie auf der Straße unterwegs sein. Dabei wird es neben der Hardware auf das problemlose Zusammenspiel von Software aus verschiedenen Quellen ankommen. Eben deshalb stärken wir mit der neuen Organisation unseres Unternehmensbereichs Mobility die Zusammenarbeit über Bereichsgrenzen hinweg. Dazu richten wir auch eine horizontale Verantwortung für Software, Fahrzeugrechner und Halbleiter ein. Alles dies ist auf gutem Weg. Dahinter steht ein großes Ziel: Wir wollen mit Bosch-Technik das Software-definierte Fahrzeug Realität werden lassen. Schon jetzt bieten wir vom Steuergerät bis zur Cloud Lösungen in allen Domänen der automobilen Software-Entwicklung. Dazu nachher noch mehr von meinem Kollegen Markus Heyn, vorab will ich die aktuelle Marktsituation skizzieren. Hier zeigt sich: Bosch wächst kräftig, investiert aber auch kräftig in die Zukunft der Mobilität.
Dabei sehen wir auch 2023 eine volatile Marktentwicklung. Die Automobilproduktion ist im ersten Halbjahr zwar auf niedrigem Niveau gewachsen, doch das Plus schmilzt bereits wieder ab. Die Folgen des Krieges, vor allem die Unsicherheiten bei Energie und Rohstoffen, werden uns noch länger beschäftigen. Zudem belastet die Inflation vor allem in Europa und den USA die Kaufkraft. Dieser Entwicklung kann sich unser Unternehmensbereich Mobility nicht entziehen, auch wenn er stärker wächst als die Branche. Wechselkursbereinigt wird sein Umsatz 2023 voraussichtlich um rund zehn Prozent steigen. Darin sehen wir zwar auch Preiseffekte. Doch zugleich verzeichnen wir starke Volumen-Zuwächse vor allem durch Neuanläufe, zum Beispiel mit der neuen Generation des ESP-Schleuderschutzes.
Über das Jahr hinaus erbringen wir hohe Vorleistungen für den Wandel der Mobilität – Software, elektrisches und automatisiertes Fahren, um hier nur Stichworte zu nennen. Insgesamt stehen wir, wie andere Unternehmen auch, mit der Transformation unserer Branche vor einer Doppelaufgabe:
Software von Bosch verändert allerdings nicht nur das Fahren, sondern auch die Produktion der Fahrzeuge. Wir sind mehr als Automobilzulieferer, auch mit unserer Industrietechnik können wir die Automobilbranche entlang der gesamten Wertschöpfungskette unterstützen. Dazu drei Beispiele, bevor wir unmittelbar ins Auto einsteigen:
Jetzt aber steigen wir unmittelbar ins „Software Defined Vehicle“ ein. Es setzt eine neue zentralisierte IT- und Elektronik-Architektur voraus. Bosch gehört zu den wenigen Unternehmen, die solch eine Architektur durchgängig entwickeln – von der Cloud über zentrale Fahrzeugcomputer bis zum Chip.
In dieser Zukunft der Mobilität versteht sich Bosch nicht mehr nur als Zulieferer von Systemen und Komponenten. Wir sind mehr denn je auch Software-Partner der Automobilhersteller. Dazu beschäftigt unser Unternehmensbereich Mobility allein 38 000 Software-Entwickler – das größte Team dieser Art in unserer Branche.
Dabei denken wir das „Software Defined Vehicle“ weiter als andere. Unsere Logik unterscheidet sich vom Ansatz vieler Tech-Player, die Rechnerkerne aus der Konsumelektronik fest mit automobilen Software-Funktionen verknüpfen. Das schafft technische Abhängigkeiten, die wir im Interesse der Branche möglichst vermeiden wollen. Software von Bosch läuft daher weitgehend hardware-unabhängig auf Chips verschiedener Hersteller. Möglich wird das zum Beispiel durch unsere neue Middleware-Lösung für Systeme der Fahrerassistenz und des automatisierten Fahrens, die Software-Anwendungen und die zugrundeliegende Hardware entkoppeln hilft.
Mehr denn je kommt es zudem auf die Integration von Software aus verschiedenen Quellen an. Auch dafür bringt Bosch besonderes Know-how mit. Beispiel Infotainment-Systeme, wo der Anteil der Fremdsoftware bei 90 Prozent liegt. Bosch realisiert hier das flexible Zusammenspiel der Software-Pakete, egal woher sie kommen – und dies „on time“ etwa für einen weltweit agierenden Automobilhersteller, der jährlich 200 Neuanläufe bewältigen muss. Wir wachsen derzeit mit Infotainment-Systemen jährlich um 25 Prozent – doppelt so schnell wie der Markt.
Mit unserer Erfahrung wollen wir auch die Software-Entwicklung entlang der Wertschöpfungskette in der Automobilindustrie beschleunigen. Dazu etablieren wir jetzt eine Kooperationsplattform, mit der Entwickler aus verschiedenen Unternehmen Funktionsänderungen kontinuierlich testen und integrieren können. Dies ist bereits Standard in der IT-Industrie – mit unserer Lösung setzen wir ihn erstmals in der Automobilindustrie um. Über die neue Plattform arbeiten wir bereits mit anderen Zulieferern zusammen und bieten dies auch den Automobilherstellern an.
Grundsätzlich kommen mit dem „Software Defined Vehicle“ neue Funktionen etwa für die Fahrerassistenz schneller auf die Straße – sie kommen über Software-Updates, entkoppelt von der Hardware-Entwicklung. Auch nach Jahren können Fahrzeuge damit „wie neu“ werden. Dabei ist auch Software „Technik fürs Leben“, wie wir bei Bosch sagen. Denn ganz konkret macht sie Mobilität auch nachhaltiger und sicherer. Dazu übergebe ich nunmehr an meinen Kollegen Markus Heyn …
… Vielen Dank, Stefan! Ich beginne mit der nachhaltigen Mobilität, die wir sehr konkret in Elektromobilität übersetzen können. Wir tun alles für ihren Hochlauf, auch mit neuen Software-Lösungen. Insgesamt entwickelt sich unser Geschäft mit Elektromobilität gut – ich könnte auch sagen: Es steht unter Strom. Wir sind hier klar auf Kurs zu unserem Ziel: sechs Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2026. Schon im vergangenen Jahr konnten wir unsere Fertigung von Komponenten für das elektrische Fahren um gut 50 Prozent steigern, in diesem Jahr wird sich allein die Produktion von E-Motoren verdoppeln. Noch in diesem Herbst bringen wir in 800-Volt-Technik einen neuen Antrieb mit Inverter in Serie – ein System, mit dem sich die Batterie doppelt so schnell laden lässt als bisher. Ob technisch oder geschäftlich – auch in der Elektromobilität will Bosch vorn sein.
Dabei ist Software der Schlüssel, um Komfort und Nachhaltigkeit noch zu steigern. Im Elektroauto selbst unterstützt sie das vernetzte Energie- und Thermomanagement, das die Batterie prädiktiv auf die richtige Temperatur für den Ladezeitpunkt bringt. Allein damit verkürzt sich die Ladezeit um bis zu 20 Prozent. Neu ist die effiziente Verteilung elektrischer und thermischer Energie während der Fahrt zwischen Batterie, Antrieb oder auch Klimaanlage.
Wichtig für den Autofahrer ist nicht nur der Komfort, sondern auch die Sicherheit beim Laden. Gemeinsam mit dem Start-up Fetch AI entwickelt Bosch einen digitalen Pass fürs Elektroauto – unabhängig von zentralen Datenplattformen. Dieses Software-Paket bedeutet Datenschutz beim Zugang zum Ladenetzwerk. Zudem ermöglicht es neue Services, zum Beispiel die KI-gestützte Prognose der Verkehrslage, um die Ladesäulen-Suche noch einfacher zu machen.
Wirklich nachhaltig ist Elektromobilität vor allem dann, wenn Rohstoffe wie Lithium und Kobalt zurückgewonnen werden. Auch dabei kommt Software von Bosch zum Einsatz. In automatisierten Recycling-Anlagen identifiziert sie nicht nur Herkunft und Zustand der Batterien, sie führt auch durch die Prozess-Schritte. So wird die Demontage der Batteriepacks schnell und sicher. Der Bedarf für diese Art der Kreislauf-Wirtschaft wächst: Bis 2030 wird die jährliche Recycling-Kapazität für Batteriematerialien von 50 auf 420 Kilotonnen steigen.
Auch dieses Beispiel zeigt: Bosch begleitet Elektromobilität entlang der ganzen Wertschöpfungskette. Wir sind vielseitig wie kein anderer Automobilzulieferer aktiv – mit Technik vom Chip bis zur E-Achse, vom E-Bike bis zum Truck, für Batterie und Brennstoffzelle. Und schon hier ist Bosch immer beides: Lieferant von Hard- und Software. Das eine fördert das andere.
Noch deutlicher, meine Damen und Herren, zeigt sich bei unseren Unfallschutz-Systemen, wie sich Hard- und Software-Entwicklung entkoppeln, aber auch gegenseitig treiben. Schon unsere neue ESP-Generation ist dafür ein markantes Beispiel. Sie ist mehr als eine Weiterentwicklung der Hardware. Denn die wesentliche Innovation steckt in der Software. Es ist die Vehicle Dynamics Control 2.0 – ein neues Regelungskonzept, das nicht nur auf das Bremssystem, sondern auch auf den elektrischen Antrieb und die elektrische Lenkung zugreifen kann. Damit wird der Autofahrer noch mehr Sicherheit erleben: weniger Gegenlenken, kürzere Bremswege. Wichtig für die Automobilhersteller ist der flexible Einsatz in der Elektronik-Architektur von morgen: Die neue Regelung lässt sich in zentrale Fahrzeugrechner ebenso wie im ESP-Steuergerät integrieren, und künftig kommt sie auch als eigenständiges Software-Paket. Sie wird Teil des Vehicle Motion Managements – einer Software, die alle Fahrzeugbewegungen koordiniert, indem sie zentral Bremse, Lenkung, Antrieb und Fahrwerk ansteuert.
Dies bringt uns nicht zuletzt auf dem Weg zum automatisierten Fahren voran. Auf diesem Weg hat Bosch früh die technischen und geschäftlichen Chancen erkannt. Mit Systemen für die Fahrerassistenz werden wir auch im laufenden Jahr zweistellig zulegen. Und über die vergangenen fünf Jahre haben wir unsere Entwicklungspower für das assistierte und automatisierte Fahren mehr als verdoppelt. Unsere Neuheiten, wie wir sie hier auf der IAA vorstellen, zeigen den flexiblen Zuschnitt von Hard- und Software.
Die Beispiele zeigen, wie rasant sich die Entwicklung des Autos verändert – und Bosch gehört zu den Treibern dieser Entwicklung, immer das Interesse der Kunden fest im Blick. Dabei denken wir die Softwaredefinierte Mobilität auch übers einzelne Fahrzeug hinaus. Mit unserer neuen Cloud-Lösung „RideCare Connected Rent“ können Mobilitätsdienstleister ihre Flotten noch effizienter betreiben. Sie erhalten nach der Vermietung ihrer Fahrzeuge automatisiert Informationen – etwa über den Ladezustand der Batterie oder auch über Schäden, die daraufhin zweifelsfrei zugeordnet werden können. Das bietet zwei wesentliche Vorteile: mehr Effizienz für den Dienstleister, mehr Transparenz für den Nutzer. Die neue Lösung wird bereits bei Rental-Firmen erprobt – nach ersten Erfahrungen ermöglicht sie bis zu 150 Euro Ersparnis pro Fahrzeug und Monat. Bis Ende der Dekade will Bosch damit mehr als zwei Millionen Fahrzeuge ausstatten.
Auch damit wird deutlich: In der Mobilität von morgen steht Bosch für Hard- und Software-Lösungen gleichermaßen – und wenn wir von Software sprechen, dann immer auch von Services, die Menschen einfacher denn je bewegen. Wir bringen breites Knowhow mit für den Aufbruch in die neue Ära der Mobilität. In unserem Eingangsvideo heißt es denn auch: „Let’s move like a Bosch!“
BOSCH-PRESSEKONFERENZ: Montag, 4. September 2023, 11:20 bis 11:40 Uhr (Lokalzeit): mit Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, und Dr. Markus Heyn, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender von Bosch Mobility, auf dem Bosch-Messestand D10 in Halle B3 sowie im Livestream im Bosch Media Service.
Panels mit Bosch-Experten auf der IAA Conference:
Bosch auf der IAA Experience:
Die IAA Experience beim IAA Open Space in der Münchner Innenstadt ist vom 5. bis 9. September 2023 von 10:00 bis 20:00 Uhr geöffnet. Am Sonntag, den 10. September 2023, ist die IAA Experience bis 17:00 Uhr geöffnet.
FOLGEN SIE den Bosch IAA 2023 Highlights unter www.bosch-iaa.de und auf Twitter: @BoschPresse, #BoschIAA
Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 417 900 Mitarbeitenden (Stand: 31.12.2024). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2024 nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 90,5 Milliarden Euro. Die Geschäftsaktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Mit seiner Geschäftstätigkeit will das Unternehmen übergreifende Trends wie Automatisierung, Elektrifizierung, Digitalisierung, Vernetzung sowie die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit technologisch mitgestalten. Die breite Aufstellung über Branchen und Regionen hinweg stärkt die Innovationskraft und Robustheit von Bosch. Mit seiner ausgewiesenen Kompetenz bei Sensorik, Software und Services ist das Unternehmen in der Lage, Kunden domänenübergreifende Lösungen aus einer Hand anzubieten. Zudem setzt Bosch sein Know-how in den Bereichen Vernetzung und künstliche Intelligenz ein, um intelligente, nutzerfreundliche und nachhaltige Produkte zu entwickeln und zu fertigen. Bosch will mit „Technik fürs Leben“ dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und natürliche Ressourcen zu schonen. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH sowie ihre rund 470 Tochter- und Regionalgesellschaften in mehr als 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs-, Entwicklungs- und Vertriebsverbund von Bosch über fast alle Länder der Welt. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit rund 86 900 Mitarbeitende in Forschung und Entwicklung an 136 Standorten, davon etwa 48 000 Software-Entwicklerinnen und -Entwickler.
Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 94 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die übrigen Anteile halten eine Gesellschaft der Familie Bosch und die Robert Bosch GmbH. Die Stimmrechte liegen mehrheitlich bei der Robert Bosch Industrietreuhand KG. Diese hat die durch den Firmengründer Robert Bosch testamentarisch verfügte Aufgabe, für den langfristigen Bestand des Unternehmens und speziell für dessen finanzielle Unabhängigkeit zu sorgen.
Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.iot.bosch.com, www.bosch-presse.de.