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Pressemeldung #Wirtschaft
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Gegen das Schubladendenken

Bewusster Umgang mit unbewussten Denkmustern

  • Unbewusste Denkmuster beeinflussen Entscheidungen
  • Weltweit: Workshops für alle Mitarbeiter, erweiterte Seminare für Führungskräfte und Personaler
  • Bosch-Personalchef Christoph Kübel: „Vielfalt ist Bereicherung und Voraussetzung für unseren Erfolg. Dafür benötigen wir eine Haltung ohne Vorurteile.“
Trix Boehne

Trix Boehne

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Stuttgart – Jeder kennt die Situation: Bereits nach kurzer Zeit bildet man sich ein Urteil über eine Person. Das geschieht unterbewusst und vollkommen automatisch – selbst wenn man es gar nicht will. Aussehen, Händedruck, Haltung und andere Merkmale einer Person werden kategorisiert, um das Gehirn zu entlasten. Diese unbewussten Denkmuster beeinflussen die objektive Wahrnehmung. Bereits seit 2016 bietet Bosch daher allen seinen Mitarbeitern weltweit Workshops an, um sie für unbewusste Denkmuster zu sensibilisieren und eine wertschätzende Zusammenarbeit zu fördern. Allein im deutschsprachigen Raum haben bereits mehr als 200 Workshops stattgefunden. Doch auch im Personalauswahlprozess kann das Schubladendenken zu Problemen führen.

Vielfalt ist Bereicherung und Voraussetzung für unseren Erfolg.

Bosch-Personalchef Christoph Kübel

Deshalb hat Bosch ein Seminar speziell für Personaler und Führungskräfte entwickelt, das den Einfluss unbewusster Denkmuster reduzieren soll. Für beide Gruppen ist das Thema besonders relevant, da eine objektive Wahrnehmung und Bewertung von Bewerberinnen und Bewerbern eine wichtige Voraussetzung ist, um Talente frühzeitig zu entdecken und zu fördern. „Vielfalt ist Bereicherung und Voraussetzung für unseren Erfolg – deswegen sollte eine vorurteilsfreie Haltung in jeder Situation gegeben sein”, betont Christoph Kübel, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH. Umso wichtiger sei es, sich unbewusste Denkmuster zu vergegenwärtigen. Denn durch Unconscious Bias werden häufig wertvolle Fähigkeiten und Merkmale übersehen. Das Seminar für Führungskräfte und Personaler hat das Unternehmen an rund 40 Standorten in Deutschland eingeführt. Seit diesem Jahr wird es auch international angeboten.

Stereotype sind tief im Denken verankert

Erkenntnisse aus der Psychologie zeigen, dass Menschen ihre Entscheidungen zu 90 Prozent schnell und unbewusst treffen. Das ist zunächst einmal nichts Schlechtes. Unbewusste Denkmuster erlauben es dem Menschen, mit der täglichen Informationsflut umzugehen und schnell zu urteilen. In manchen Situationen können sie jedoch zu Fehlentscheidungen führen. „Menschen bewerten Menschen, indem sie sie mit sich selbst vergleichen. Sie entscheiden sich bevorzugt für Personen, mit denen sie mehr persönliche Übereinstimmungen erkennen“, erklärt Heidi Stock, Leiterin Talent Acquisition und Diversity bei Bosch. „Das widerspricht jedoch dem Gedanken der Vielfalt. Wir leben eine Arbeitskultur, in der alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit Wertschätzung erfahren und ganz bewusst ihre Unterschiedlichkeit einbringen können. Daher beschäftigen wir uns schon seit langem damit, wie wir den Einfluss von Unconscious Bias in bestimmten Situationen reduzieren können.“

Wir leben eine Arbeitskultur, in der alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit Wertschätzung erfahren und ganz bewusst ihre Unterschiedlichkeit einbringen können.

Heidi Stock, Leiterin Talent Acquisition und Diversity, Bosch

Vorurteilsfreie Personalauswahl

Unconscious Bias spielen bei der Personalauswahl nicht erst im persönlichen Gespräch eine Rolle. „Bereits in der Formulierung der Stellenausschreibung beeinflussen uns unsere Denkmuster“, weiß Stock. „Unser Ziel ist es, die objektiv besten Mitarbeiter für Bosch zu gewinnen. Daher haben wir ein Seminar speziell für Führungskräfte und Personaler entwickelt, das den gesamten Personalauswahlprozess betrachtet.“ In den vierstündigen Trainings arbeiten zehn bis zwölf Teilnehmer mit interaktiven Methoden und Übungen auf wissenschaftlicher Basis. Zunächst erfahren sie, was unbewusste Denkmuster sind und wie sie sich bemerkbar machen. Anschließend bilden Führungskräfte und Personaler Tandems. Sie erleben dann in verschiedenen Situationen, von der Formulierung einer Stellenausschreibung über das Interview bis zur endgültigen Entscheidung für einen Kandidaten, ihre eigenen unbewussten Denkmuster, und reflektieren sie. Um das Gelernte auch im Alltag anzuwenden, werden den Kandidaten Methoden und Hilfsmittel an die Hand gegeben. Dazu gehört zum Beispiel eine Unconscious Bias Checkliste, die Führungskräfte und Personaler unterstützt, ein Bewerbungsgespräch im Nachgang zu reflektieren und möglichen unbewussten Denkmustern auf die Spur zu kommen. Zusätzlich nutzt das Unternehmen standardisierte Fragebögen, um objektive Vergleiche zu ermöglichen. Auf diese Weise sollen sich Verhaltensmuster nachhaltig ändern und ein möglichst objektiver Auswahlprozess ermöglicht werden.

Unbewusste Denkmuster im Alltag

Geschlecht, Alter, Herkunft, Gestik, Mimik und andere Merkmale einer Person bestimmen den ersten Eindruck. Davon ließ sich auch Norma Torres Suárez leiten. Die Spanierin war Abteilungsleiterin in Stuttgart-Feuerbach, als sie an der Schulung teilnahm. „Ich hatte selbst Vorurteile, weil die anderen Abteilungsleiter damals alle Männer waren. Und alle waren etwas älter als ich”, gibt Torres Suárez zu. Ihr hat das Seminar geholfen, selbstbewusster und vorurteilsfreier aufzutreten. „Heute weiß ich, dass ich es mir damals schwerer gemacht habe als nötig. Man muss offen sein, dann sieht man auch, wie facettenreich Menschen sein können”, sagt sie.

Unterschiedlichste Menschen trifft auch Fouad Amor jeden Tag. Seit drei Jahren arbeitet er als Personaler in Abstatt. Er hat bei den Seminaren eine spezielle Technik für seinen Arbeitsalltag gelernt. „Wenn ich feststelle, dass ich einen Bewerber in eine Schublade stecke, nehme ich bewusst die entgegengesetzte Position ein”, erklärt Amor. Diese Technik hat er auch an Fachbereiche und Kollegen weitergegeben.

Man muss offen sein, dann sieht man auch, wie facettenreich Menschen sein können.

Norma Torres Suárez, Abteilungsleiterin bei Bosch

Vielfalt durch Standardisierung

Bereits seit einiger Zeit beschäftigt sich das Team um Stock zudem mit digitalen Lösungen wie computergestützten Interviews im Recruitingprozess, um noch objektiver über die Besetzung von Stellen entscheiden zu können. „Unser Ziel ist es, Prozesse und Instrumente so zu gestalten, dass bei der Anwendung die individuelle Haltung und Einstellung eines Menschen nicht zu Verzerrungen führt. Damit wollen wir Vielfalt und Wertschätzung fördern und so unsere Innovationskraft weiter stärken“, betont Stock.

Tags: Diversity

Über Bosch

Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 429 000 Mitarbeitenden (Stand: 31.12.2023). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro. Die Geschäftsaktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Mit seiner Geschäftstätigkeit will das Unternehmen übergreifende Trends wie Automatisierung, Elektrifizierung, Digitalisierung, Vernetzung sowie die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit technologisch mitgestalten. Die breite Aufstellung über Branchen und Regionen hinweg stärkt die Innovationskraft und Robustheit von Bosch. Mit seiner ausgewiesenen Kompetenz bei Sensorik, Software und Services ist das Unternehmen in der Lage, Kunden domänenübergreifende Lösungen aus einer Hand anzubieten. Zudem setzt Bosch sein Know-how in den Bereichen Vernetzung und künstliche Intelligenz ein, um intelligente, nutzerfreundliche und nachhaltige Produkte zu entwickeln und zu fertigen. Bosch will mit „Technik fürs Leben“ dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und natürliche Ressourcen zu schonen. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH sowie ihre rund 470 Tochter- und Regionalgesellschaften in mehr als 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs-, Entwicklungs- und Vertriebsverbund von Bosch über fast alle Länder der Welt. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit rund 90 000 Mitarbeitende in Forschung und Entwicklung an 136 Standorten, davon etwa 48 000 Software-Entwicklerinnen und -Entwickler.

Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 94 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die übrigen Anteile halten eine Gesellschaft der Familie Bosch und die Robert Bosch GmbH. Die Stimmrechte liegen mehrheitlich bei der Robert Bosch Industrietreuhand KG. Diese hat die durch den Firmengründer Robert Bosch testamentarisch verfügte Aufgabe, für den langfristigen Bestand des Unternehmens und speziell für dessen finanzielle Unabhängigkeit zu sorgen.

Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.iot.bosch.com, www.bosch-presse.de.