Die Geschäftslage der Bosch-Gruppe: Zuversicht für 2021
Meine Damen und Herren, vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle von enormen Herausforderungen für das Geschäftsjahr 2020 gesprochen. Heute kann ich feststellen: Wir haben die großen Herausforderungen gut gemeistert. Und dieser Erfolg vermittelt Zuversicht für das laufende Geschäftsjahr.
Denn auch 2021 verlangt uns sehr viel ab: Die Pandemie birgt weiterhin erhebliche Risiken. Zusätzlich spüren wir gerade im Automobilsektor die Engpässe bei stark nachgefragten Halbleitern. Wir unternehmen in dieser angespannten Situation alles in unserer Macht Stehende, um unsere Kunden zu unterstützen. Daran arbeiten wir gemeinsam mit ihnen und unseren Lieferanten seit Wochen in Task Forces. Eine kurzfristige Verbesserung der Situation ist aber leider nicht zu erwarten, sondern unsere gesamte Industrie wird voraussichtlich auf Monate hinaus mit dieser unbefriedigenden Lage konfrontiert sein. Das belastet die Geschäftsentwicklung in einer Phase der wirtschaftlichen Erholung sowohl bei uns als auch bei unseren Kunden. Auf Dauer müssen die Lieferketten in der Automobilbranche besonders bei Halbleitern resilienter werden. Sie sind neben Corona zugleich auch durch Natur- und Brandkatastrophen gestört worden. Aber auch wenn mehrere Ausnahme-Ereignisse zusammentreffen, müssen wir gemeinsam alles unternehmen, damit die Lieferketten maximal aufrecht erhalten bleiben. Auch darüber sprechen wir mit unseren Geschäftspartnern.
Den Unternehmensbereich Mobility Solutions richten wir konsequent auf Zukunftsfelder wie Elektromobilität, automatisiertes Fahren oder auf die künftige Elektronikarchitektur aus. Dies erfordert enorme Vorleistungen.
Die Herausforderungen des Jahres 2021 gehen wir mit Zuversicht an. Dazu geben uns die Zahlen für das erste Quartal allen Grund:
- Der Umsatz stieg in der Bosch-Gruppe um 17,0 Prozent. Sicher, da ist bereits ein deutlicher Effekt durch die Coronavirus-Pandemie zu berücksichtigen. Doch auch gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 legte der Umsatz um 8,5 Prozent zu.
- Bezogen auf die Unternehmensbereiche sehen wir einen Anstieg bei Mobility Solutions mit einem Plus von 13,6 Prozent. Bei Industrial Technology ist für das Plus von 11,6 Prozent die Markterholung im Maschinenbau verantwortlich. Der Unternehmensbereich Consumer Goods profitiert mit einem Zuwachs von 29,4 Prozent weiterhin von der anhaltend hohen Nachfrage nach Haushaltsgeräten und Elektrowerkzeugen. Und auch bei Energy and Building Technology verzeichnen wir mit einem Umsatzwachstum von 10,0 Prozent eine erfreuliche Entwicklung.
- Bei der Umsatzentwicklung nach Regionen gibt es deutliche Unterschiede. Hier wirken sich drei Faktoren aus: der zeitlich versetzte Einbruch durch die Coronavirus-Pandemie im vergangenen Jahr, erhebliche Wechselkurseffekte sowie das unterschiedliche Erholungstempo der Volkswirtschaften in den großen Weltregionen.
- Der Umsatz in Asien-Pazifik inklusive Afrika ist nominal um 37,5 Prozent angestiegen, in China allein um 54,4 Prozent. Damit konnten wir in China den Umsatz gegenüber dem Vergleichszeitraum von 2019 um 26,7 Prozent steigern. In Nordamerika verzeichnen wir einen Rückgang um 3,2 Prozent, wechselkursbereinigt allerdings ein Plus von 6,6 Prozent. In Südamerika beträgt der Anstieg 16,2 Prozent. In Europa konnten wir den Umsatz gegenüber 2020 um 13,8 Prozent erhöhen.
Für das Geschäftsjahr 2021 gehen wir derzeit von einem Wachstum der Weltwirtschaft von knapp 4 Prozent aus, nach einem Rückgang um 3,8 Prozent im Vorjahr. Am stärksten fällt die Erholung in Asien aus, gefolgt von Nordamerika. Beide Regionen weisen erkennbare Fortschritte bei der Eindämmung der Pandemie auf. Das macht sich inzwischen auch im Dienstleistungssektor bemerkbar und unterstützt das Wachstum. In den USA kommt das umfangreiche Konjunkturpaket hinzu. In Europa dagegen, wo viele Staaten weiterhin stark von den Einschränkungen aufgrund der aktuellen Ausbreitung des Corona-Virus betroffen sind, wird sich die Erholung weiter verzögern und eine deutlich langsamere Ausweitung der Wirtschaftsleistung von kaum mehr als 3 Prozent die Folge sein. Während 2021 global der BIP-Verlust des vergangenen Jahres ausgeglichen werden dürfte, wird es in Europa wohl erst im kommenden Jahr zu einem Aufholen der Pandemie-bedingten Wachstumsausfälle kommen.
Bei der Automobilproduktion sehen wir die bisher prognostizierte Erholung für 2021 durch die Engpässe bei Halbleitern gefährdet. Ohnehin wird die Produktion erheblich hinter dem Vorkrisenniveau von 92 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2019 und dem bisherigen Höchststand von 98 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2017 zurückbleiben. Die daraus resultierenden Überkapazitäten belasten die Branche.
Vor diesem Hintergrund und unter der Annahme, dass es nicht zu ähnlich gravierenden Restriktionen wie im zweiten Quartal 2020 durch die Pandemie kommen wird, gehen wir derzeit für 2021 von einem Umsatzanstieg in der Bosch-Gruppe von etwa 6 Prozent aus. Auch für den Unternehmensbereich Mobility Solutions erwarten wir ein Wachstum. Zurzeit rechnen wir mit 5 bis 7 Prozent, auch wenn die Halbleiter-Engpässe die Prognose erschweren. Für Industrial Technology prognostizieren wir einen Zuwachs von rund 6 Prozent. Für Consumer Goods gehen wir derzeit aufgrund der anhaltend guten Entwicklung von einem Umsatzwachstum von rund 5 Prozent im Vergleich zum Rekordvolumen des Vorjahres aus, bei Building and Energy Technology von einem Anstieg um rund 4,5 Prozent.
Wie eingangs gesagt, wird 2021 nochmals ein sehr anspruchsvolles Jahr, um die Bosch-Gruppe auf die zukünftigen Anforderungen auszurichten. Dazu haben wir mit unserem umfassenden Programm zur Verbesserung der Kostenstrukturen und Wettbewerbsfähigkeit eine gute Basis geschaffen. Die vielfältigen Maßnahmen setzen wir weiter konsequent um. Das bedeutet allerdings erneut erhebliche Belastungen durch Restrukturierungskosten. Dennoch sind wir zuversichtlich, dass wir unsere operative Rendite gegenüber dem Vorjahr leicht auf rund 3 Prozent verbessern können; ohne Restrukturierungsaufwendungen ergibt sich eine Rendite von rund 4 Prozent. Allerdings ist auch diese Prognose unsicher aufgrund der schwer abschätzbaren Auswirkungen der Halbleiter-Engpässe und der Pandemie. Das Jahr 2021 wird dennoch ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg, die Zielrendite von rund 7 Prozent in den nächsten zwei bis drei Jahren wieder zu erreichen.
Dafür haben wir mit unserem positiven Ergebnis im Geschäftsjahr 2020 die Grundlage geschaffen, obwohl wir hohe Belastungen durch die Pandemie zu verkraften hatten.
Der Umsatz ging 2020 um 6,4 Prozent auf 71,5 Milliarden Euro zurück. Der Rückgang bezieht sich dabei auf den vergleichbaren bereinigten Wert für 2019, also ohne die damals noch enthaltenen Aktivitäten bei Verpackungsmaschinen.
Trotz des Umsatzrückgangs erzielten wir eine operative EBIT-Rendite von 2,8 Prozent. Bereinigt um Restrukturierungsaufwendungen, die unser Ergebnis 2020 stark belastet haben, ergibt sich ein Wert von 4,7 Prozent. Zu dem angesichts der Pandemie erfreulich positiven Ergebnis haben neben den verbesserten Umsätzen im zweiten Halbjahr 2020 umfangreiche Kostenanpassungen beigetragen.
Zudem weisen bis auf den Unternehmensbereich Mobility Solutions alle Unternehmensbereiche ein positives operatives Ergebnis aus. Für Mobility Solutions gilt dies ebenfalls, wenn man die Belastungen durch die umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen in diesem Bereich außer Acht lässt. Ein Highlight: Der Unternehmensbereich Consumer Goods konnte durch die hohe Nachfrage nach Haushaltsgeräten und Elektrowerkzeugen eine operative Rekordrendite von 11,5 Prozent erzielen.
Hervorzuheben sind auch unsere solide Finanzstruktur mit einer weiterhin sehr guten Eigenkapitalquote von 44 Prozent und einer erfreulichen Liquiditätssituation mit einem Free-Cash-Flow auf der Rekordhöhe von 5,1 Milliarden Euro. Dies ist eine solide Basis, um unsere Zukunftsthemen voranzutreiben.
Damit gebe ich zurück an Volkmar Denner. Detaillierte Informationen zu den Geschäftszahlen 2020 finden Sie in den schriftlichen Unterlagen.