Auf die einzelne Aktivität kommt es nicht an, was zählt, ist die Rolle als „großer Freund“: Beim Eisessen oder dem Besuch auf dem Spielplatz können die Kinder aus ihrem Alltag berichten und spielerisch ihre Deutschkenntnisse ausbauen. Sie lernen, sich im Verkehr sicher zu bewegen und zum Beispiel selbst ein Ticket für den Bus zu kaufen. Jeder gemeinsame Nachmittag erweitert den Horizont des neuen Lebensumfelds. Mehrere Bosch-Mitarbeiter übernehmen aktuell für mindestens ein Jahr diese Verantwortung für Kinder aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, aber auch aus den Maghreb-Staaten, Albanien und dem Kosovo. Die Initiative wurde im Herbst 2015 ins Leben gerufen und ist eines von 113 Projekten, das von Spenden des Bosch-Mitarbeiterhilfswerks „Primavera“ profitiert. Spenden von Bosch-Mitarbeitern wurden hierfür vom Unternehmen verdoppelt. Bis 2019 finanziert Primavera 120 Plätze für Tandems aus Mentoren und geflüchteten Kindern.
Flüchtlingskreis Weilimdorf: Bosch-Mitarbeiter helfen vor Ort
Für viele Geflüchtete endet ihre Reise in Deutschland zunächst in Unterkünften, die ein vorübergehendes Zuhause bis zur Klärung des Aufenthaltsstatus und den ersten Schritten in ein neues Leben darstellen. Diese Zeit ist oft geprägt von Zukunftsängsten, sprachlichen Hindernissen und Monotonie im Alltag. In der Unterkunft Steinröhre im Stuttgarter Bezirk Weilimdorf leben bis zu 400 Bewohner. Hier hilft der Flüchtlingskreis Weilimdorf dabei, diese Zeit zu bewältigen. Die ehrenamtlichen Helfer leisten Unterstützung bei Behördengängen, bieten sportliche Aktivitäten und zusätzliche Sprachkurse an. Auch Bosch-Mitarbeiter engagieren sich in der Initiative und organisieren eine regelmäßige Kinderbetreuung. In der Gruppe begrüßen und verabschieden sich die Kinder mit Liedern, die ihnen den Klang der deutschen Sprache näherbringen, und spielen Schulhofklassiker wie Blinde Kuh oder Sackhüpfen. Das regelmäßige Angebot entlastet die Eltern und bietet den Kindern Strukturen und Routinen in einer Umgebung, die sich immer wieder verändert: Ständig kommen und gehen neue Bewohner. Sie stammen vorwiegend aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Pakistan und Nigeria. Die Sprachbarrieren sind nicht nur wegen fehlender Deutschkenntnisse hoch. Klare Strukturen und feste Regeln während der Betreuung bieten Halt, die gemeinsamen Aktivitäten erleichtern das Kennenlernen.
Qualifizierung für den Arbeitsmarkt: Zusatzpraktika am Bosch-Standort Feuerbach
Am traditionsreichen Bosch-Standort in Stuttgart-Feuerbach arbeiten mehr als 12 000 Mitarbeiter aus 77 verschiedenen Nationen. Im Ausbildungszentrum Feuerbach werden jedes Jahr über 650 junge Frauen und Männer ausgebildet – Erfahrung, Wissen und Ressourcen, die Bosch bei der Qualifizierung von Geflüchteten für den deutschen Arbeitsmarkt einbringt. Geflüchtete sollen die Möglichkeit bekommen, Berufsbilder und die Struktur des Ausbildungssystems kennenzulernen und einen Kenntnisstand erreichen, mit dem eine Ausbildung begonnen werden kann. Stuttgart-Feuerbach ist einer von 30 Bosch-Standorten in Deutschland, die 2016 und 2017 zusätzliche Praktikumsplätze zu diesem Zweck anbieten. Eintägige Betriebserkundungen bieten einen ersten Blick hinter die Kulissen der deutschen Arbeitswelt, einwöchige Kurzpraktika in Berufsfeldern wie Industriemechaniker, Mechatroniker oder Werkstoffprüfer helfen bei der beruflichen Orientierung. Darüber hinaus bietet Bosch mehrmonatige Einstiegsqualifizierungen an, die gezielt auf eine Ausbildung vorbereiten.
In Feuerbach arbeitet Bosch wie an allen anderen Standorten mit lokalen und regionalen Institutionen und Behörden zusammen, um die Angebote an den Bedarf vor Ort anzupassen. Die Ausbildungsleitung kooperiert eng mit dem Ausbildungscampus, einer Initiative der Bürgerstiftung Stuttgart, die betriebliche Angebote um Sprach-, Bewerbungs- und Computerkurse ergänzt. Ein Mentorenprogramm unterstützt junge Geflüchtete dabei, erfolgreich eine Ausbildung aufzunehmen. Für die Einstiegsqualifizierungen kooperiert das Unternehmen mit der Bundesagentur für Arbeit. Die Teilnehmer werden während des Programms über mehrere Monate von Bosch-Mitarbeitern angeleitet und erhalten Einblicke in die betrieblichen Abläufe und die Arbeitskultur. Moderne Zerspanungs- und Schweißtechniken gehören beispielsweise dazu, aber auch Vorschriften wie das Tragen der richtigen Schutzkleidung. Außerdem erfahren sie, wie eine Ausbildung aufgebaut ist und welche Spezialisierungen möglich sind. Die Beobachtungen aus dieser Zeit erleichtern den zuständigen Vermittlern in Behörden anschließend die Einschätzung der individuellen Fähigkeiten und die Anerkennung von bestehenden Abschlüssen. So ermöglicht es die Einstiegsqualifizierung den jungen Frauen und Männern, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und einen Schritt in Richtung Zukunft zu machen.