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Maschinelles Lernen: Bosch schickt Sensorsystem zur ISS

Bosch in Nordamerika geht Forschungspartnerschaft im Bereich Raumfahrt ein

  • Bosch-Sensorsystem wird bei Wartungsarbeiten auf ISS helfen
  • Raummission für Mai 2019 geplant
  • Ziel: Technologien unter extremen Bedingungen testen
Inga Ehret

Inga Ehret >

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Pittsburgh, USA – Bosch in Nordamerika und das Raumfahrtunternehmen Astrobotic Technology Inc. haben eine Forschungspartnerschaft bekanntgegeben. Im Mai 2019 wollen sie das Bosch-Sensorsystem SoundSee zur Internationalen Raumstation ISS schicken. SoundSee ist eine Technologie zur Tiefenaudioanalytik: Mithilfe von Mikrofonen und maschinellem Lernen werden Geräusche aufgezeichnet und analysiert. SoundSee soll Aufschluss darüber geben, ob die von der Raumstation erzeugten Audiodaten mithilfe einer Software erkannt, richtig interpretiert und zur Verbesserung des ISS-Betriebs genutzt werden können.

„Maschinen wie zum Beispiel Motoren und Pumpen machen charakteristische Geräusche“, sagt Dr. Samarjit Das, Grundlagenforscher und SoundSee-Projektleiter im Forschungs- und Technologiezentrum von Bosch in Pittsburgh. „Der SoundSee-Algorithmus verwendet maschinelles Lernen, um solche feinen akustischen Spuren zu analysieren und zu bestimmen, ob eine Maschine oder auch nur einzelne Komponenten repariert oder ersetzt werden müssen.“

Als Träger für das SoundSee-System dient Astrobee, ein von der NASA entwickelter autonomer Mini-Roboter, der frei durch die ISS schweben kann. Das Astrobee-Team am Ames Research Center der NASA war auch an der Erprobung auf der Erde maßgeblich beteiligt. „Die Unterstützung durch die NASA hat uns sehr geholfen“, lobt Dr. Andrew Horchler, Forscher bei Astrobotic und Direktor von Future Missions and Technology. „Mit den Erfahrungen und Informationen des Astrobee-Teams konnten wir unsere operativen Abläufe besser planen und die besonderen Herausforderungen des Transports einer Hardware-Nutzlast zur ISS konkret nachvollziehen.“

Technologien unter extremen Bedingungen testen

An Bord der ISS werden Wissenschaftler Daten sammeln und zur Erde senden, wo Bosch sie dann auswerten wird. Die Qualität der Datenerfassung soll im Laufe der Forschungsarbeiten durch Software- und Prozessanpassungen kontinuierlich verbessert werden. „Von den Daten erhoffen wir uns Einblick in den Zustand der Raumstation“, erklärt Jon Macoskey, Forschungsingenieursassistent bei Bosch. „Langfristig wollen wir den Nachweis erbringen, dass wir Störungen im ISS-Betrieb erkennen und den Crewmitgliedern oder dem Kontrollzentrum diese Informationen bereitstellen können.“

Neben vielversprechenden Anwendungen auf der Erde könnte SoundSee auch für andere Projekte der bemannten Raumfahrt attraktiv sein, zum Beispiel für Flüge zum Mond oder zum Mars. „Bosch interessiert sich schon seit einiger Zeit dafür, mithilfe der Audioanalytik betriebsrelevante Maschinen und Ausrüstungen wie Fahrzeugmotoren oder Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme zu überwachen“, ergänzt Dr. Joseph Szurley, der als Wissenschaftler in der Bosch-Forschung an SoundSee beteiligt ist. „Auf der ISS können wir erforschen, wie sich diese Technologien auf Umgebungen mit noch extremeren Bedingungen anwenden lassen.”

Ehemaliger ISS-Kommandant unterstützt das Projekt

Die für den Flug ins All vorgesehene Version der SoundSee-Technologie wird vom Future Missions and Technology Team entwickelt, einer Forschungsgruppe von Astrobotic, die sich mit der Raumfahrtrobotik beschäftigt. Das Team ist auch für die Erprobung auf der Erde und die Flugvorbereitung zuständig. „Selbst in einer so perfekten Umgebung wie der ISS ist die Durchführung von Forschungsarbeiten aufgrund der Schwerelosigkeit sehr viel schwieriger als auf der Erde“, gibt Horchler zu bedenken. „Als Unternehmen, das sich auf Raumfahrtrobotik spezialisiert hat, können wir Bosch bei der Vorbereitung auf diese hochspezielle Umgebung unterstützen.“

Den Startschuss für das SoundSee-Projekt gab das Center for the Advancement of Science in Space (CASIS), als es vor wenigen Monaten die Finanzierungsgenehmigung für Startkosten und Astronautenzeit an Bord der ISS erteilte. Das CASIS managt im Auftrag der NASA das ISS U.S. National Laboratory, die Forschungsplattform der USA auf der Internationalen Raumstation. Seit Kurzem testen Forscher von Bosch und Astrobotic die technischen Komponenten der SoundSee-Nutzlast als Vorbereitung auf den Flug ins All. Unterstützt werden sie dabei vom früheren ISS-Kommandanten Dr. Colin Foale, der nun ebenfalls zum SoundSee-Team gehört.

Dr. Colin Foale jedenfalls ist vom Nutzen der SoundSee-Technologie überzeugt: „Der Einsatz von maschinellem Lernen im All ist ein wirklich bahnbrechender Gedanke. Er wird nicht nur dazu beitragen, dass sich Probleme auf der ISS besser lösen lassen, sondern auch und besonders der Industrie auf der Erde zugutekommen.“ „Als ehemaliger ISS-Kommandant kann uns Dr. Foale unschätzbare Informationen dazu liefern, wie die SoundSee-Mission vor Ort funktionieren wird. Mit seinem Wissen hat er erheblich dazu beigetragen, dass wir das Preliminary Design Review in diesem Sommer erfolgreich abschließen konnten“, ergänzt Samarjit Das. „In unserer Versuchsanlage bei Astrobotic können wir die Techniken testen, die wir auf der ISS einsetzen werden.“

Die SoundSee-Nutzlast wird im Rahmen einer kommerziellen Versorgungsmission im „Huckepack“-Verfahren auf einem Astrobee-Roboter zur Raumstation geschickt. „Wir haben ein hochmotiviertes Team und einen klaren Fahrplan“, so Horchler. „Es ist extrem spannend, gemeinsam mit Bosch, der NASA und dem CASIS an einem so zukunftsweisenden Projekt zu arbeiten.“

Kontakt Bosch Deutschland
Christiane Wild-Raidt
Telefon: +49 711 811-6283
Kontakt Bosch USA
Linda Beckmeyer
Telefon: (248) 876-2046

Über Bosch

Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 429 000 Mitarbeitenden (Stand: 31.12.2023). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro. Die Geschäftsaktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Mit seiner Geschäftstätigkeit will das Unternehmen übergreifende Trends wie Automatisierung, Elektrifizierung, Digitalisierung, Vernetzung sowie die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit technologisch mitgestalten. Die breite Aufstellung über Branchen und Regionen hinweg stärkt die Innovationskraft und Robustheit von Bosch. Mit seiner ausgewiesenen Kompetenz bei Sensorik, Software und Services ist das Unternehmen in der Lage, Kunden domänenübergreifende Lösungen aus einer Hand anzubieten. Zudem setzt Bosch sein Know-how in den Bereichen Vernetzung und künstliche Intelligenz ein, um intelligente, nutzerfreundliche und nachhaltige Produkte zu entwickeln und zu fertigen. Bosch will mit „Technik fürs Leben“ dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und natürliche Ressourcen zu schonen. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH sowie ihre rund 470 Tochter- und Regionalgesellschaften in mehr als 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs-, Entwicklungs- und Vertriebsverbund von Bosch über fast alle Länder der Welt. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit rund 90 000 Mitarbeitende in Forschung und Entwicklung an 136 Standorten, davon etwa 48 000 Software-Entwicklerinnen und -Entwickler.

Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 94 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die übrigen Anteile halten eine Gesellschaft der Familie Bosch und die Robert Bosch GmbH. Die Stimmrechte liegen mehrheitlich bei der Robert Bosch Industrietreuhand KG. Diese hat die durch den Firmengründer Robert Bosch testamentarisch verfügte Aufgabe, für den langfristigen Bestand des Unternehmens und speziell für dessen finanzielle Unabhängigkeit zu sorgen.

Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.iot.bosch.com, www.bosch-presse.de.

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