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„Ich kann jedem nur empfehlen, den Kontakt mit dem Coronavirus möglichst zu vermeiden.“

Prof. Dr. Mark Dominik Alscher

Interview mit Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, medizinischer Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart

Dörthe Warnk

Dörthe Warnk >

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Professor Dr. Mark Dominik Alscher ist der medizinische Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart. Im Interview berichtet der erfahrene Arzt, wie er die Corona-Pandemie aus medizinscher Sicht beurteilt, wie die Bosch Corona-Schnelltests und das Vivalytic-Analysegerät im medizinischen Alltag eingesetzt werden und welche Schutzmaßnahmen er gegen das Coronavirus empfiehlt.

Herr Professor Alscher, die Corona-Fallzahlen steigen weltweit. Überrascht Sie das oder haben Sie es erwartet?

Prof. Alscher: Leider ist jetzt das eingetreten, was zu erwarten war – eine zweite, große Corona-Welle mit einem Shutdown in Deutschland und weiteren Ländern. Die Gefahr einer solchen zweiten Welle im Herbst und Winter auf der Nordhalbkugel hat immer bestanden. Ganz einfach deshalb, weil Viruserkrankungen sich in der kalten Jahreszeit häufen. Zudem halten sich Menschen vermehrt in Räumen auf und die Schleimhäute sind anfälliger für die Übertragung von Viren.

Wie ist die Lage aktuell im Robert-Bosch-Krankenhaus?

Prof. Alscher: Wir haben eine deutliche Zunahme an positiven Corona-Tests in der Fieberambulanz. Außerdem müssen wir wieder mehr Patienten stationär aufnehmen – und leider auch beatmen. Derzeit haben wir drei Mal so viele Patienten in stationärer Behandlung wie zur Höchstbelegung im Frühjahr. Fakt ist, dass wir in Deutschland bei den Fallzahlen den Höchststand vom Frühjahr wieder erreicht haben und wir erwarten auch in den kommenden Tagen und Wochen einen weiteren Anstieg. Wir gehen also davon aus, dass wir diesen Winter noch mehr Patienten im Krankenhaus behandeln werden als im Frühjahr. Im Robert-Bosch-Krankenhaus haben wir eine ständige und chronische Auslastung unserer Betten mit Covid-19-Patienten, darunter sind auch junge Patienten. Zudem beklagen wir leider auch Todesfälle von 40- bis 50-jährigen Patienten, die ohne Vorerkrankungen zu uns kamen.

Wo stecken sich Ihre Patienten denn hauptsächlich an?

Prof. Alscher: Im Frühjahr und Sommer steckten sich Patienten hauptsächlich im Auslandsurlaub und bei privaten Feiern an. Dann sahen wir ein diffuses Ausbruchsgeschehen – vor allem in Ballungsgebieten. Überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen, überträgt sich das Virus und die Fallzahlen steigen. Die Ansteckung passiert jetzt vermehrt im häuslichen Umfeld. Viele Patienten können auch gar nicht nachvollziehen, wo sie sich angesteckt haben.

Es wird immer wieder berichtet, dass die Fallzahlen zwar zunehmen, aber die Verläufe milder werden. Was sagen Sie dazu?

Prof. Alscher: Das halte ich für eine Fehlwahrnehmung. Wir haben jetzt wieder viele Siebzig- oder Achtzigjährige, die stationär behandelt werden müssen – mit dem gleichen Komplikationsmuster und den gleichen schwierigen Verläufen wie im Frühjahr. Niemand ist vor dem Virus geschützt. Es gibt immer wieder auch bei Jüngeren schwere Verläufe. Und es gibt Verläufe, bei denen die Symptomatik zunächst gering ist, dann aber Langzeitschäden zurückbleiben. Ich kann jedem nur empfehlen, den Kontakt mit dem Coronavirus möglichst zu vermeiden.

Welche Erkenntnisse haben Sie zu Folgeschäden?

Prof. Alscher: Im Krankenhaus haben wir vor allem Patienten mit akuten Schädigungen. Insofern haben wir nicht den vollen Überblick über die Langzeitfolgen. Aber es gibt Berichte über einen deutlichen Prozentsatz von Patienten mit Spätfolgen – auch bei jungen Leuten. Dazu gehören anhaltende Müdigkeit, das Unvermögen, sich sportlich zu betätigen und der Verlust von wichtigen Funktionen des zentralen Nervensystems.

Was heißt das genau?

Prof. Alscher: Die Gedächtnisleistung kann dauerhaft abnehmen. Es gibt ehemalige Covid-19-Patienten, die sich zum Beispiel Dinge schlechter einprägen und merken können.

Sie nutzen die Bosch Vivalytic-Testgeräte im Robert-Bosch-Krankenhaus und führen damit Corona Schnelltests durch. Können Sie uns ein Feedback zu deren Einsatz geben?

Prof. Alscher: Die herkömmlichen Test-Methoden brauchen oft 4-6 Stunden bis die Ergebnisse vorliegen. Wir setzen prinzipiell bei Covid-19-Patienten nur den PCR-Test ein. Gelegentlich verwenden wir aber zur schnellen Detektion hochinfektiöser Patienten einen Antigen-Test. Das Ergebnis wird allerdings immer noch mit einem PCR-Test überprüft. Das Vivalytic-Testgerät mit seinem 39-Minuten-PCR-Corona-Test kommt an die Geschwindigkeit der Antigen-Schnelltests heran und ist dabei deutlich genauer und präziser. Hätten wir durchgehend verfügbare PCR-Tests wie den Test von Bosch, bei dem ein positives Ergebnis in unter 30 Minuten feststeht, müssten wir keine Antigen-Tests mehr für Patienten einsetzen. Warum wir überhaupt noch Antigen-Schnelltests nutzen, hängt damit zusammen, dass diese aktuell besser verfügbar und billiger sind.

Der neue Bosch Corona-Schnelltest benötigt für positive Proben keine 30 Minuten mehr. Warum sind schnelle, sichere Testergebnisse so wichtig?

Prof. Alscher: Jeder Patient mit Corona, den wir nicht erkennen, birgt das Risiko, dass er weitere Menschen trotz aller Schutzmaßnahmen ansteckt. Ein PCR-Ergebnis, das nach 30 Minuten vorliegt, hilft, diese Risiken deutlich geringer zu halten.

Was sind Ihrer Meinung nach weitere Stärken der universellen Vivalytic-Plattform?

Prof. Alscher: Laboruntersuchungen können unabhängig von einem Labor am Ort des Geschehens durchgeführt werden. Neben Corona-Viren sind zukünftig auch Untersuchungen auf weitere Keime vorstellbar. Damit liegen Laborergebnisse schnell und sofort dort vor, wo die Entscheidungen getroffen werden.

Wir hoffen alle, dass sich die Corona-Pandemie mit einem Impfstoff nächstes Jahr eindämmen lässt. Ist die Vivalytic-Plattform dann damit obsolet?

Prof. Alscher: PCR-Tests auf Corona sind weiterhin notwendig. Einerseits werden sich nicht alle Menschen impfen lassen, andererseits wird es sehr lange dauern, bis alle impfbereiten Menschen auch eine Impfung erhalten haben. Weiterhin gibt es keine Garantien auf vollständigen Impfschutz. Es wird auch immer wieder neue Infektionen geben.

Welche weiteren PCR-Tests wären für Bosch Vivalytic mittel- und langfristig vorstellbar?

Prof. Alscher: Prinzipiell kann mit PCR (Polymerase-Kettenreaktion) jedes Molekül nachgewiesen werden. Damit kommen weiterhin auch neue Infektionserreger in Betracht sowie hochansteckende Krankheits- und Problemkeime wie multiresistente Krankenhauskeime (MRSA) oder das Norovirus. Der Einsatz ist universell denkbar. Die Stärken von Vivalytic liegen in der Einfachheit der Handhabung und der schnellen Verfügbarkeit der Testergebnisse am Ort des Geschehens.

Noch einmal zurück zur aktuellen Lage. Wie können wir uns und andere am besten schützen?

Prof. Alscher: Jeder kann in seinem persönlichen Umfeld viel Gutes tun, indem er auf soziale Distanz achtet, konsequent Mund-und-Nasenschutz trägt, alle unnötigen Kontakte reduziert, digitale Kommunikationswege nutzt und damit das Übertragungsrisiko für sich selbst und andere so gering wie möglich hält. Eine Impfung ist der wirksamste Schutz. Ich kann eigentlich nur jedem empfehlen, ein Impfangebot anzunehmen. Zunächst wird die Impfung nur für Risikogruppen und gefährdete Mitarbeiter des Gesundheitswesens zur Verfügung stehen. Wenn die Strategie greift, könnten ab dem Frühjahr größere Menschengruppen geimpft werden. Das Robert-Bosch-Krankenhaus wird ein zentrales Impfzentrum – zunächst für Bürger, die von Behörden ausgesucht werden. Sobald dies dann nicht mehr der Fall ist, werden auch wir uns aktiv öffnen.

Über Bosch

Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 428 000 Mitarbeitenden (Stand: 31.12.2023). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro. Die Aktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Als führender Anbieter im Internet der Dinge (IoT) bietet Bosch innovative Lösungen für Smart Home, Industrie 4.0 und Connected Mobility. Bosch verfolgt die Vision einer nachhaltigen, sicheren und begeisternden Mobilität. Mit seiner Kompetenz in Sensorik, Software und Services sowie der eigenen IoT-Cloud ist das Unternehmen in der Lage, seinen Kunden vernetzte und domänenübergreifende Lösungen aus einer Hand anzubieten. Strategisches Ziel der Bosch-Gruppe sind Lösungen und Produkte für das vernetzte Leben, die entweder über künstliche Intelligenz (KI) verfügen oder mit ihrer Hilfe entwickelt oder hergestellt werden. Mit innovativen und begeisternden Produkten sowie Dienstleistungen verbessert Bosch weltweit die Lebensqualität der Menschen. Bosch bietet „Technik fürs Leben“. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH sowie ihre rund 470 Tochter- und Regionalgesellschaften in mehr als 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs-, Entwicklungs- und Vertriebsverbund von Bosch über fast alle Länder der Welt. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit rund 90 000 Mitarbeitende in Forschung und Entwicklung an 136 Standorten, davon etwa 48 000 Software-Entwicklerinnen und -Entwickler.

Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 94 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die übrigen Anteile halten eine Gesellschaft der Familie Bosch und die Robert Bosch GmbH. Die Stimmrechte liegen mehrheitlich bei der Robert Bosch Industrietreuhand KG; sie übt die unternehmerische Gesellschafterfunktion aus.

Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.iot.bosch.com, www.bosch-presse.de.

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