Für das laufende Jahr erwartet Bosch eine nur verhaltene wirtschaftliche Entwicklung. Die Weltwirtschaft soll nach Prognose des Unternehmens um nur 2,3 Prozent wachsen. Unter anderem belasten Handelskonflikte, die hohe Verschuldung europäischer Länder und die rückläufige Automobilproduktion die Weltkonjunktur. Trotz des schwierigen Umfeldes in für Bosch wichtigen Branchen und Regionen rechnet das Unternehmen für 2019 mit einem Umsatz leicht über Vorjahresniveau. In den ersten drei Monaten lag der Umsatz nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Ungeachtet der kurzfristigen Perspektiven verstärkt die Bosch-Gruppe ihre Anstrengungen für den Klimaschutz und mehr Luftqualität.
„Klimawandel ist keine Science-Fiction. Er findet real statt. Wollen wir das Pariser Klimaabkommen ernst nehmen, darf Klimaschutz nicht nur als langfristiges Fernziel verstanden werden. Er muss kurzfristig stattfinden“, sagte Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, anlässlich der Bilanzpressekonferenz. „Auch dem Wunsch der Menschen nach guter Luftqualität in Städten fühlen wir uns verpflichtet. Als Innovationsführer wollen wir technische Antworten auf ökologische Fragen liefern.“ Denner weiter: „Fahrverbote, Diesel-Proteste, Gelbwesten- und Freitagsdemonstrationen – all das zeigt, dass wir wirtschaftlichen Klimaschutz und neue Lösungen für Luftqualität in Städten brauchen, auch um das gesellschaftliche Klima zu stabilisieren.“
Bosch ab 2020 erstes klimaneutrales Industrieunternehmen
Nach Angaben der Internationalen Energieagentur IEA entfällt nahezu ein Drittel der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen auf die Industrie. Bosch intensiviert deshalb seine bereits erfolgreichen Anstrengungen zur CO2-Reduzierung. „Wir sind das erste große Industrieunternehmen, das das ehrgeizige Ziel der CO2-Neutralstellung in nur gut einem Jahr realisiert. Ab 2020 wird Bosch keinen CO2-Fußabdruck mehr hinterlassen“, kündigte Denner an. „Alle 400 Bosch-Standorte rund um den Globus werden von 2020 an klimaneutral sein.“ Dazu setzt das Unternehmen auf vier wesentliche Hebel. Bosch steigert die Energieeffizienz, erhöht den Anteil regenerativer Energien an der Energieversorgung, kauft vermehrt Ökostrom zu und kompensiert unvermeidbaren CO2-Ausstoß. 3,3 Millionen Tonnen CO2 sollen so bis 2020 neutralisiert werden. Mehr zu den Klimaschutzplänen von Bosch findet sich hier.
Bessere Luftqualität: „Vision Near Zero Immission“
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO leben rund 90 Prozent der Weltbevölkerung an Orten mit schlechter Luftqualität. Bosch verfolgt deshalb ein ehrgeiziges Ziel: „Wir wollen die Luftbelastung durch den Verkehr gegen Null führen. Dafür schauen wir über die Motorhaube hinaus“, sagte Denner. Das Projekt „Vision Near Zero Immission“ umfasst drei Säulen: Bosch entwickelt schadstoffarme Antriebstechniken, führt mit Kommunen Projekte zur Verkehrsverstetigung durch und setzt an eigenen Standorten ein betriebliches Mobilitätsmanagement um.
Optimierte Verbrenner – auch mithilfe künstlicher Intelligenz
2030 werden nach Schätzung des Unternehmens rund 75 Prozent aller neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge von einem Verbrenner angetrieben. Deshalb investiert Bosch weiterhin hohe Summen in die Optimierung von Benzin- und Dieselantrieben. Das Unternehmen nutzt zur Weiterentwicklung von Verbrennern auch künstliche Intelligenz. Mit ihrer Hilfe steuert Bosch beispielsweise vorausschauend die Abgasnachbehandlung nach Mustern, die sich aus dem individuellen Fahrverhalten ergeben. Das kann die Emissionen des Fahrzeugs weiter reduzieren. Rund 3 500 Mitarbeiter in den Bereichen Abgasnachbehandlung und Abgassensorik erwirtschafteten 2018 einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro. 2025 sollen es bereits drei Milliarden Euro sein.
20 Prozent weniger Schadstoff-Emissionen
Mit nahezu 100 europäischen Kommunen befindet sich Bosch derzeit im Austausch darüber, wie dort konkret die Luftqualität verbessert werden kann. In Stuttgart, Paris und Marseille testet Bosch aktuell eine mobile Messbox. Die neu entwickelten Boxen messen engmaschig den Schadstoffgehalt der Umgebungsluft. Die Messergebnisse und Simulationen sollen weitere Erkenntnisse darüber liefern, welche Zusammenhänge zwischen Emissionen und Immissionen, also Verkehr und Umwelt bestehen. Ein Projekt mit der Stadt Stuttgart hat gezeigt, dass verstetigter Verkehr die Schadstoff-Emissionen der Bestandsflotte um bis zu 20 Prozent reduzieren kann. Künftig lassen sich mit den Daten der Messboxen hochauflösende Immissionskarten erstellen, mit denen das Verkehrsmanagement optimiert werden kann.
Betriebliches Mobilitätsmanagement: Bessere Luft in Ballungsräumen
Die dritte Säule des Projekts „Vision Near Zero Immission“ ist das betriebliche Mobilitätsmanagement. Ziel ist es, vor allem in Ballungsräumen das durch Bosch-Mitarbeiter verursachte Verkehrsaufkommen und damit die Emissionen zu reduzieren. Die dazu umgesetzten Maßnahmen reichen von Shuttle-Bussen in großen Städten in Brasilien, China oder der Türkei, über das Angebot zum mobilen Arbeiten hin bis zum Leasing von Fahrrädern sowie Pedelecs. Bosch setzt dabei auch auf die Vernetzung. Seit einigen Wochen können beispielsweise die rund 8 000 Mitarbeiter des Standorts Reutlingen die Car-Pooling-Plattform SPLT nutzen. Diese erleichtert den Mitarbeitern das Bilden von Fahrgemeinschaften via Mitfahr-App. Im Großraum Stuttgart, wo rund 55 000 Bosch-Beschäftigte täglich 1,5 Millionen Kilometer zurücklegen, ist das Unternehmen zudem Mitglied im „Bündnis für Luftreinhaltung“.
Elektromobilität: 14 Millionen Fahrzeuge Ende 2022
Auch vom elektrischen Fahren erwartet Bosch einen wesentlichen Beitrag für saubere Luft in Städten. Im entstehenden Massenmarkt der Elektromobilität strebt Bosch die Marktführerschaft an. 2025 will das Unternehmen mit Elektromobilität fünf Milliarden Euro Umsatz erzielen, zehnmal so viel wie 2018. „Im zunehmenden Wettbewerb um die Wertschöpfung im Bereich des Powertrains sehen wir für uns gute Chancen. Unser System-Know-how, unser breites Produktportfolio und Skaleneffekte bei der Produktion machen uns zum Partner Nummer eins für Fahrzeughersteller und Mobilitätsanbieter auf der ganzen Welt“, sagte Denner. Schon jetzt sind mehr als eine Million Elektroautos weltweit mit Antriebskomponenten von Bosch unterwegs, Ende 2022 sollen es 14 Millionen sein. Das Unternehmen hat bereits für 50 Elektrofahrzeug-Plattformen Powertrain-Projekte realisiert. Allein im vergangenen Jahr kamen 30 neu akquirierte Projekte hinzu. „Wir wollen auch der Brennstoffzellentechnik zum Durchbruch verhelfen“, unterstrich Denner. Dazu hat Bosch kürzlich eine Kooperation mit Powercell angekündigt, einem schwedischen Hersteller von Brennstoffzellen-Stacks. Stacks machen zwei Drittel des Werts eines Brennstoffzellen-Systems aus. „Gemeinsam mit Powercell wollen wir Stacks industrialisieren und spätestens 2022 auf den Markt bringen“, sagte Denner.
Automatisiertes Fahren: Weniger Verbrauch und Emissionen
Auch die Automatisierung des Verkehrs wird einen Beitrag zu besserer Luftqualität leisten. Über 30 Prozent Kraftstoff kann automatisiertes Fahren nach Angaben des Forschungsunternehmens KE Consult einsparen, auf deutschen Autobahnen sind es 15 Prozent. Mehr als 5 000 Ingenieure arbeiten bei Bosch zwischenzeitlich am automatisierten Fahren, fast doppelt so viele wie vor zwei Jahren. Denner dazu: „Bis 2022 investieren wir rund vier Milliarden Euro in die Automatisierung und damit in die nachhaltige Mobilität.“ Umsatztreiber auf dem Weg zum automatisierten Fahren sind Fahrerassistenzsysteme. Von aktuell rund zwei Milliarden Euro soll der Umsatz in diesem Jahr nahezu 15 Prozent wachsen. Dabei soll der Absatz von Radarsensoren um 20 Prozent, der von Video-sensoren um 30 Prozent zulegen. Denner: „Automatisiertes Fahren ist ein Zukunftsfeld, das für uns schon jetzt ein Wachstumsfeld ist.“
Geschäftsjahr 2018: Umsatz und Ergebnis auf Rekordniveau
„Das Geschäftsjahr 2018 war für die Bosch-Gruppe ein erfolgreiches Jahr“, sagte Prof. Dr. Stefan Asenkerschbaumer, Finanzchef und stellvertretender Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung. Umsatz und Ergebnis lagen erneut auf dem hohen Niveau von 2017. Der Umsatz erreichte 78,5 Milliarden Euro. Den Umsatzausweis belasteten erhebliche Wechselkurseffekte in Höhe von 2,1 Milliarden Euro. Wechselkursbereinigt stieg der Umsatz ohne Konsolidierungseffekte um fünf Prozent, nominal um 2,2 Prozent. Das operative Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern (operatives EBIT) erreichte 5,5 Milliarden Euro nach 5,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Trotz hoher Vorleistungen in Zukunftsfelder stieg die operative EBIT-Rendite von 6,8 Prozent im Jahr 2017 auf 7,0 Prozent. „Ungeachtet der wirtschaftlichen Herausforderungen werden wir auch 2019 hohe Summen in die Erschließung neuer Technik- sowie Geschäftsfelder und somit in die Zukunftssicherung des Unternehmens investieren“, betonte Asenkerschbaumer. „Auch unser Beitrag zur CO2-Reduzierung und damit zum Klimaschutz wird sich nicht nach der Kassenlage richten, sondern ist von nachhaltiger Natur.“
Das Geschäftsjahr 2018 nach Unternehmensbereichen
Alle Unternehmensbereiche von Bosch haben 2018 zum guten Geschäftsverlauf beigetragen: Der Umsatz im Unternehmensbereich Mobility Solutions stieg um 3,5 Prozent auf 47,6 Milliarden Euro, wechselkursbereinigt ein Plus von 5,8 Prozent. Damit ist Bosch in dem Bereich erneut stärker gewachsen als die weltweite Automobilproduktion. Die operative EBIT-Rendite erreicht mit 7,1 Prozent nahezu den Vorjahreswert. Der Unternehmensbereich Consumer Goods erzielte 17,8 Milliarden Euro Umsatz. Der Rückgang um 3,1 Prozent entspricht wechselkursbereinigt einem Umsatzplus von 0,7 Prozent. Eine abgeschwächte Nachfrage in aufstrebenden Märkten und ein zunehmender Wettbewerbsdruck in China waren die Hauptgründe für das geringe Wachstum. Die operative EBIT-Rendite liegt mit 7,8 Prozent leicht unter Vorjahr. Im Unternehmensbereich Industrial Technology stiegen die Erlöse auf 7,4 Milliarden Euro. Das ist ein Zuwachs von 8,8 Prozent, wechselkursbereinigt von 11,7 Prozent. Die operative EBIT-Rendite stieg um mehr als fünf Prozentpunkte auf 8,4 Prozent. Im Unternehmensbereich Energy and Building Technology legte der Umsatz um 2,4 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zu. Wechselkursbereinigt ist das ein Wachstum von 5,1 Prozent. Die operative EBIT-Rendite blieb mit 4,2 Prozent nahezu stabil.
Das Geschäftsjahr 2018 nach Regionen
In Europa stiegen die Erlöse um 3,3 Prozent auf 41,4 Milliarden Euro, wechselkursbereinigt um 4,8 Prozent. In Nordamerika erreichte der Umsatz 12,3 Milliarden Euro. Der Zuwachs von 2,7 Prozent entspricht wechselkursbereinigt einem Anstieg um 7,4 Prozent. In Südamerika erholte sich das Geschäft mit einem wechselkursbereinigten Umsatzwachstum von 11,6 Prozent. Die Erlöse lagen bei 1,4 Milliarden Euro. Nominal ging der Umsatz um 6,2 Prozent zurück. In Asien-Pazifik einschließlich Afrika erwirtschaftet Bosch mittlerweile knapp 30 Prozent vom Gesamtumsatz. In der Region stieg der Umsatz wechselkursbereinigt um 3,7 Prozent auf 23,4 Milliarden Euro. Nominal beträgt der Zuwachs 0,7 Prozent.
Personalentwicklung: Karrierechancen für Fach- und Führungskräfte
Zum Stichtag 31. Dezember 2018 beschäftigte die Bosch-Gruppe weltweit rund 410 000 Menschen. Das sind etwa 7 700 Mitarbeiter mehr als im Vorjahr. Die Mitarbeiter baute Bosch vor allem in den Regionen Europa und Asien-Pazifik auf. In Deutschland stieg die Zahl der Beschäftigten um rund 1 700. Bosch beschäftigt zwischenzeitlich knapp 70 000 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung, rund 4 000 mehr als im Vorjahr. 27 000 Mitarbeiter sind Software- und IT-Experten. Diese Zahl soll weiter steigen. „In den nächsten fünf Jahren plant Bosch, knapp 25 000 IT- und Software-Experten weltweit neu einzustellen“, sagte Denner.
Wichtige Kenndaten als Übersicht finden sich hier.