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Innovationstreiber Bosch: Mehr Investitionen in neue Chips, die Technik fürs Leben ermöglichen

Athanassios Kaliudis

Athanassios Kaliudis >

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Dr. Stefan Hartung,
Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH,
anlässlich des Bosch Tech Day, am 13. Juli 2022 in Dresden

Es gilt das gesprochene Wort.

Willkommen in der modernsten Chipfabrik Europas,
meine Damen und Herren!

Sie werden heute hautnah erleben, was neue Halbleiter leisten und wie sie hergestellt werden. Aber was unsere Chips können, lässt sich in der Praxis auch auf dem Elbe-Radweg besichtigen, der hier ganz in der Nähe von Dresden nach Hamburg führt. Dort rollen inzwischen mehr E-Bikes als konventionelle Räder, und auf den elektrischen Antrieben sind fünf rote Buchstaben nicht gerade selten – vorsichtig ausgedrückt. Es sind die Buchstaben von Bosch, und tatsächlich haben wir mit unseren Innovationen, in denen die eigenen Chips integriert sind, den Markt für E-Bike-Ausrüstung gemacht. Unser Erfolgsrezept, quer durch alle Geschäftsbereiche, heißt „Technik fürs Leben“. Das ABS fürs Fahrrad ebenso wie fürs Motorrad und das Auto, ein lernender Fitnesstracker, der mit künstlicher Intelligenz ständig neue Übungen erkennt, ein Roboter, der über den Fabrikboden schwebt, eine molekulardiagnostische Plattform, die rund zehn verschiedene PCR-Schnelltests ermöglicht, gegen Corona und andere Infektionskrankheiten – alles das ist Technik, die das Leben einfacher und sicherer macht. Bosch, da sage ich nicht zu viel, war und ist ein vielseitiger Innovationstreiber. Aber die genannten Innovationen haben einen gemeinsamen Kern – die Chips. Und sie haben einen gemeinsamen Nenner – sie erleichtern das Leben, wenn sie es nicht sogar schützen.

Innovationskraft braucht nicht nur eine kraftvolle Vision, sondern auch Finanzkraft. 2021 belief sich unser Aufwand für Forschung und Entwicklung auf 6,1 Milliarden Euro. Das waren knapp acht Prozent vom Umsatz – ein Anteil, der klar über dem Schnitt unserer Branchen liegt. 2022 werden wir diesen Aufwand nochmals steigern, auf nahezu sieben Milliarden Euro. Und ganz entscheidend für den Innovationserfolg ist ein starkes Team, das für Technik lebt, wie wir sie bei Bosch verstehen. Ende 2021 haben wir nahezu 78 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Forschung und Entwicklung beschäftigt. Davon entwickelt jede oder jeder zweite Software. Industrie- oder IT-Unternehmen: längst ist Bosch beides. Wir vernetzen unsere Erzeugnisse über das Internet der Dinge, wir reichern sie an mit künstlicher Intelligenz, und auch hier ist unser Selbstverständnis: mehr Technik für mehr Lebensqualität.

Mehr denn je fängt Innovationsführerschaft für uns heute klein an, und das ist wörtlich zu verstehen. Sie beginnt mit den kleinsten Teilen der Elektronik, den Chips – und damit sind wir hier in Dresden am richtigen Ort. Nach wie vor ist Bosch das führende Unternehmen in der Automobilindustrie, das Halbleiter selbst produziert. Seit Jahrzehnten tun wir dies auf 150- und 200-Millimeter-Siliziumscheiben in Reutlingen, seit einem Jahr auf 300-Millimeter-Wafern hier in Dresden. Kaum zu glauben, aber wahr: Diese neue Chipfabrik ist die erste in 300-Millimeter-Technik, die seit 1999 in Europa gebaut worden ist.

Es ist gut, dass in Deutschland weitere Neubauten anderer großer Unternehmen der Mikroelektronik folgen. Das ist ganz im Sinne des European Chips Act. Dessen Ziel ist ambitioniert. Es geht um nichts weniger als die technologische Souveränität unseres Kontinents. Konkret soll der europäische Anteil an der weltweiten Halbleiter-Produktion bis Ende der Dekade von zehn auf 20 Prozent verdoppelt werden. Dass Europa damit autark würde von den Lieferungen anderer Weltregionen, sollte man nicht erwarten – es ist auch nicht das Ziel. Aber dieser Kontinent kann und muss eigene Stärken einbringen. Was dabei jedoch wichtig ist: Es müssen auch mehr denn je Chips für den Bedarf der europäischen Industrie entstehen, also nicht nur in den kleinsten Nanometer-Strukturen. In der Elektronik für die Elektromobilität etwa kommt es auf Strukturbreiten von 40 bis 200 Nanometern an. Wir wissen hier sehr genau, wovon wir sprechen. Denn die Spezialität von Bosch ist die Verbindung von System- und Chip-Know-how. Genau auf diese Verbindung ist auch das Dresdner Werk ausgelegt.

In den Bau der neuen Chipfabrik hat Bosch bereits eine Milliarde Euro investiert. Dies war die größte Einzelinvestition in unserer Unternehmensgeschichte. Möglich wurde sie nicht zuletzt durch die gemeinschaftliche Unterstützung von EU-Kommission, Bundes- und Landesregierung – konkret durch ein besonderes Förderprogramm, das seine Premiere in der Mikroelektronik hatte. Es heißt IPCEI und steht für „Important Project of Common European Interest“. Inzwischen beschäftigt Bosch im neuen Werk 350 Menschen, Ende 2022 werden es über 400 sein, im Endausbau voraussichtlich 700. Das sind mehr Mitarbeiter, als in der Förderung eigentlich vorausgesetzt wurden. Gut zwei Drittel der Beschäftigten sind Ingenieurinnen und Ingenieure, Informatikerinnen und Informatiker – Absolventen der TU Dresden ebenso wie internationale Talente. Damit ist die neue Chipfabrik ein Spiegel der kulturellen Vielfalt von Bosch – sie bringt derzeit Menschen aus mehr als 20 Ländern zusammen.

Schon in kürzester Zeit hat die Produktion hier in Dresden einen hohen Reifegrad erreicht. Schneller als geplant, läuft sie hoch, nachdem sie schon ein halbes Jahr früher als vorgesehen beginnen konnte. Wir drücken aufs Tempo angesichts der Lieferengpässe in unseren Branchen. Erstmals praktizieren wir in der neuen Chipfabrik eine KI-basierte Qualitätsfreigabe. Damit konnten wir die Kundenfreigaben beschleunigen. Rund 150 000 Sensoren sind im neuen Werk verbaut. Sie erzeugen in jeder Sekunde ein Datenvolumen von 250 Megabyte – so viel wie die gleichzeitige Übertragung von 400 Netflix-Filmen in HD-Qualität. Nur künstliche Intelligenz kann daraus das Wesentliche filtern. Unser Werk in Dresden ist die modernste Chipfabrik Europas, das habe ich eingangs gesagt. Ich füge hinzu: Dies ist eine Fabrik, die schon jetzt die Zukunft der industriellen Produktion zeigt – voll vernetzt, voller KI.

Zugleich aber geht die Entwicklung der Halbleiter weiter. Dazu legt Europa ein neues Förderprogramm auf – das begrüßen wir ausdrücklich. IPCEI 2 für die Mikroelektronik wird kommen. Die politische Weichenstellung ist wichtig, aber nicht alles. Sie sollte auch gesellschaftlich getragen werden. Offenheit gegenüber neuen Technologien, verstärkte Ausbildung in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen – nur in diesem Umfeld werden kommende Investitionen Früchte tragen. Worauf es ankommt, zeigt sich hier in Dresden: Diese Stadt steht wie nur wenige für das kulturelle Erbe Europas, zugleich aber ist sie vor allem wegen ihrer Fachkräfte das Zentrum des „Silicon Saxony“. Wenn wir nicht nur von der Geschichte leben wollen, müssen wir für moderne Technik leben.

Bosch jedenfalls hat noch einiges vor. Allein im Rahmen von IPCEI 2 wollen wir bis 2026 gut drei Milliarden Euro in unsere Halbleitertechnik und die darauf basierenden Systeme investieren. So werden wir bis Mitte des Jahrzehnts unsere Chipfertigung in Reutlingen erweitern. Und bereits 2023 wollen wir unseren Standort in Dresden ausbauen. Hier wird unter anderem die Reinraumfläche um 3 000 Quadratmeter, also um ein Drittel vergrößert. Mehr Chip-Kapazität – das ist eines unserer Ziele.

Vor allem aber werden mit IPCEI 2 Forschung und Entwicklung in der Mikroelektronik gefördert. Bosch erschließt mit seinen Investitionen vor allem drei Innovationsfelder:

  • Erstens wollen wir mehr Technik für ein sicheres Leben. Neun von zehn Verkehrsunfällen gehen auf menschliche Fehler zurück – das sind die Unfälle, die mit automatisiertem Fahren vermieden werden können. Dazu wird auch die Mikroelektronik ihren Beitrag leisten. So entwickelt Bosch „Systems-on-chip“, um etwa Radarsensoren für die 360-Grad-Umfelderfassung des Autos kleiner, intelligenter und zugleich kostengünstiger zu machen.
  • Zweitens geht es um Technik für ein vernetztes Leben, zum Beispiel um das bisher kleinste Projektionsmodul für Smart Glasses. Solch ein Modul entwickelt Bosch auf mikromechanischer Basis – so schmal, dass es in den Brillenbügel passt. Damit bekommt der Brillenträger Informationen aller Art, ohne dass er selbst mit den Smart Glasses wie ein Außerirdischer aussieht. Für solche und andere Lösungen der Mikromechanik bauen wir am Standort Reutlingen ein neues Entwicklungszentrum. Zudem erschließen wir in Dresden weiteres technisches Potenzial. Hier entsteht gleichermaßen ein Entwicklungszentrum für Halbleiter und mikromechanische Sensoren. Diese Sensoren wollen wir in Zukunft auch auf 300-Millimeter-Wafern fertigen, um unsere führende Marktposition in der Mikromechanik noch auszubauen. Der Produktionsstart ist für 2026 geplant. Schon jetzt aber wächst auch in Dresden ein Expertenteam für mikromechanische Sensoren. Die neue Chipfabrik bietet neue Möglichkeiten, die wir ausschöpfen wollen.
  • Drittens arbeiten wir an Technik für ein nachhaltiges Leben. Dazu wollen wir mit unserer Entwicklung in Reutlingen ein neues Niveau der Leistungselektronik für die Elektromobilität erreichen. Mit dem Einsatz von Silizium-Carbid-Chips konnte Bosch die Reichweite von Elektroautos bereits um bis zu sechs Prozent steigern. Die Nachfrage nach diesen Chips ist hoch, der Markt wächst im Laufe der Dekade im Jahresschnitt um 30 Prozent. Eben dies ermutigt uns, nach weiteren Technologien zu forschen, um die Leistungselektronik noch effizienter und kostengünstiger zu machen. Konkret prüfen wir die Entwicklung von Chips auf Gallium-Nitrit-Basis, wie sie bereits in den Ladegeräten von Laptops und Smartphones im Einsatz sind. In Fahrzeugen müssen diese Chips jedoch deutlich höhere Spannungen aushalten, bis zu 1 200 Volt. Es geht also um Robustheit – eine Herausforderung, die typisch ist für die Ingenieure von Bosch, die sich in der Mikroelektronik ebenso wie im Auto gut auskennen.

Gerade dieses Beispiel zeigt: Halbleitertechnik ist für Bosch kein Selbstzweck, sondern immer Teil des Ganzen. Wir verstehen Elektromobilität vom Chip bis zur E-Achse, auch deshalb sind wir auf diesem Zukunftsfeld führender Zulieferer der Automobilindustrie. Insgesamt wird sich der Chip-Anteil an der Wertschöpfung des Autos im Laufe der Dekade vervierfachen, von knapp 200 auf mehr als 800 Euro. An diesem Wachstum wird Bosch teilhaben. Auch in der Konsumelektronik sind wir vorn dabei. In mehr als jedem zweiten Smartphone stecken mikromechanische Sensoren von Bosch. Und die ersten Halbleiter aus dem Dresdner Werk sind in Bosch-Akkuschraubern eingesetzt worden. Es ist diese Anwendungsnähe der Mikroelektronik, die gerade auch für Nachwuchsingenieure und -ingenieurinnen attraktiv ist. Auch wenn die kleinsten elektronischen Bauteile nach außen unsichtbar sind, so kommen sie bei Bosch nicht irgendwo zum Einsatz, sondern in erlebbarer Technik. Selbst auf dem Elbradweg rollen sie mit.

Über Bosch

Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 429 000 Mitarbeitenden (Stand: 31.12.2023). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro. Die Geschäftsaktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Mit seiner Geschäftstätigkeit will das Unternehmen übergreifende Trends wie Automatisierung, Elektrifizierung, Digitalisierung, Vernetzung sowie die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit technologisch mitgestalten. Die breite Aufstellung über Branchen und Regionen hinweg stärkt die Innovationskraft und Robustheit von Bosch. Mit seiner ausgewiesenen Kompetenz bei Sensorik, Software und Services ist das Unternehmen in der Lage, Kunden domänenübergreifende Lösungen aus einer Hand anzubieten. Zudem setzt Bosch sein Know-how in den Bereichen Vernetzung und künstliche Intelligenz ein, um intelligente, nutzerfreundliche und nachhaltige Produkte zu entwickeln und zu fertigen. Bosch will mit „Technik fürs Leben“ dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und natürliche Ressourcen zu schonen. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH sowie ihre rund 470 Tochter- und Regionalgesellschaften in mehr als 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs-, Entwicklungs- und Vertriebsverbund von Bosch über fast alle Länder der Welt. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit rund 90 000 Mitarbeitende in Forschung und Entwicklung an 136 Standorten, davon etwa 48 000 Software-Entwicklerinnen und -Entwickler.

Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 94 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die übrigen Anteile halten eine Gesellschaft der Familie Bosch und die Robert Bosch GmbH. Die Stimmrechte liegen mehrheitlich bei der Robert Bosch Industrietreuhand KG. Diese hat die durch den Firmengründer Robert Bosch testamentarisch verfügte Aufgabe, für den langfristigen Bestand des Unternehmens und speziell für dessen finanzielle Unabhängigkeit zu sorgen.

Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.iot.bosch.com, www.bosch-presse.de.

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