Ein klarer Weg für die Zukunft: die Elektrifizierung der Heizung
In der Heiz- und Klimatechnik gewinnen elektrische Anwendungen zunehmend als Technologiepfad an Bedeutung, da sie die Energie besonders effizient einsetzen bzw. wandeln können. Deshalb hatte Bosch Thermotechnik 2019 angekündigt, 100 Millionen Euro in den Ausbau seines Wärmepumpengeschäfts zu investieren, mit dem Fokus auf einfach zu installierende Systemlösungen. „Diese Investition und ein signifikanter Mitarbeiteraufbau haben uns deutlich vorangebracht. Bereits 2020 konnten wir EU-weit ein Wachstum von 22,5 Prozent bei Wärmepumpen verzeichnen, in Deutschland waren es sogar plus 48 Prozent. Auch 2021 investieren wir weiter in unser Wärmepumpengeschäft und hier besonders auch in die Schulung unserer Kunden, um ihnen den Sprung in das Feld der Elektrifizierung zu erleichtern. So beschleunigen wir unser Wachstum, den Grad der Elektrifizierung und damit CO2-Einsparungen im Wohnbereich“, macht Jan Brockmann deutlich.
Für den europäischen Markt für Heizungswärmepumpen, der den Großteil des Weltmarktes ausmacht, ist Bosch Thermotechnik mit Entwicklungszentren in Tranås (Schweden) für Nordeuropa, Wernau (Deutschland) für Mitteleuropa sowie Aveiro (Portugal) für Südeuropa gut aufgestellt. Das Unternehmen verfolgt eine EU-Regionen-Strategie, die sich als sehr erfolgreich erwiesen hat, um auf die unterschiedlichen Ansprüche der Kunden mit regional angepassten Portfolios zu reagieren. In Nordeuropa, dem reifsten Wärmepumpenmarkt, stellt diese Heiztechnik über 90 Prozent des Neubaumarktes dar. Dort liegt der Schwerpunkt auf Leistungsoptimierung. In Mitteleuropa steht der Systemgedanke im Vordergrund. Hier will Bosch insbesondere mit Wärmepumpen im Verbund mit Lüftungsgeräten sowie dem Bosch Energiemanager für optimierte Eigenstromnutzung wachsen. Für den Süden Europas ist es wichtig, das Portfolio um kostengünstige Produktalternativen zu erweitern. Zu diesem Zweck hat Bosch Thermotechnik 2020 ein Joint Venture mit Electra Industries Ltd. gegründet. Electra Industries mit Sitz in Rishon (Israel) hat eine gute Position im israelischen HVAC-Markt mit umfassender Erfahrung in Forschung und Entwicklung und beschäftigt derzeit rund 300 Mitarbeiter. Geplant ist, dass die beiden Partner in der Entwicklung und Produktion von reversiblen Wärmepumpen kooperieren. Bosch Thermotechnik wird zusätzlich zu seinem eigengefertigten Portfolio ein speziell für den mittel- und südeuropäischen Markt zugeschnittenes Wärmepumpen-Portfolio vom neuen Gemeinschaftsunternehmen beziehen. Mit dem Joint Venture wollen die beiden Partner die Chancen im stark wachsenden Markt für reversible Wärmepumpen nutzen.
„Unsere Vision ist, Europas Haushalte zu elektrifizieren – mit individuell auf die Region zugeschnittenen Wärmepumpen und Hybriden, die das Beste aus zwei Welten bieten. In allen Regionen legen wir besonderen Wert auf einfache Installation für unsere Fachpartner und leichte Bedienbarkeit für unsere Endkunden. Wir bieten Systemlösungen für Bestandsbauten und den Neubau, die alle Anwendungsfälle abdecken, und begleiten unsere Kunden auf ihrem Weg in die Elektrifizierung mit einem breit gefächerten Supportangebot“, fasst Jan Brockmann die Wärmepumpenstrategie zusammen.
Wasserstoff und Wärmemarkt: ein starkes Duo für die Klimaziele
Der Umstieg auf klimaneutrale Gase ist ein wesentlicher Bestandteil des Green Deals der Europäischen Union, der zur CO2-Neutralität aller EU-Staaten bis 2050 führen soll. Für ein CO2-neutrales Energiesystem ist es unabdingbar, den Wärmemarkt umfassend zu berücksichtigen, da hier ein hoher Anteil der Emissionen entsteht. Bosch Thermotechnik treibt Multitechnologie-Lösungen voran, die – parallel zur Elektrifizierung – Wasserstoff als umweltschonenden Energieträger der Zukunft sehen. Wasserstoff lässt sich einfacher als Strom speichern und über das vorhandene Gasnetz verteilen. „Für ein CO2-neutrales Energiesystem brauchen wir neben der Elektrifizierung auch eine Wasserstoffstrategie für den Wärmemarkt. Verbrennungsgeräte werden in den nächsten Jahrzehnten wichtig bleiben, deshalb investieren wir schon jetzt in ein ,H2-Ready‘-Portfolio. Wir sprechen uns deutlich für einen Multitechnologie-Ansatz aus und sind für jeden Weg vorbereitet, um die Klimaziele zu erreichen“, so Jan Brockmann.
Um die Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff im Wärmemarkt anschaulich zu machen, hat Bosch Thermotechnik mit dem ,H2-Ready‘-Boiler im November 2020 am Standort Worcester (Großbritannien) einem internationalen Publikum den Prototyp eines neuen wandhängenden Heizgeräts vorgestellt, das zunächst mit herkömmlichem Erdgas oder einer Wasserstoff-Beimischung von bis zu 20 Prozent betrieben werden kann. Sobald eine flächendeckende Netzumstellung vollzogen wurde, lässt sich das Heizgerät mit wenigen Anpassungen innerhalb von nur einer Stunde auf die vollständige Nutzung von reinem Wasserstoff umstellen. Das erste Feldtestgerät läuft seit September 2020 mit 100 Prozent Wasserstoff in einem Einfamilienhaus in Großbritannien. Die Einführung des ersten ,H2-Ready‘-Gas-Brennwertgeräts im Rahmen eines öffentlich geförderten Demonstrationsprojekts ist in Großbritannien bereits für 2022 geplant, weitere öffentliche Demonstrationsprojekte in größerem Umfang werden folgen.
Auch in den Niederlanden ist Bosch Thermotechnik in ersten Feldtests zur Wasserstoffnutzung im Heizsektor aktiv, dazu zählt das Projekt „Uithoorn“. Gemeinsam mit starken Partnern wie Nefit Bosch stellt der Netzbetreiber Stedin das Erdgassystem von 14 Häusern auf Wasserstoff um. In bestehenden Einbausituationen wird so erprobt, welche Anpassungen notwendig sind, um Heizungen und Erdgassysteme auf die vollständige Wasserstoffnutzung vorzubereiten.
Auch für die Industrie bietet Bosch Thermotechnik bereits heute Großkessel an, die mit reinem Wasserstoff betrieben werden können oder ,H2-Ready‘ sind, also zunächst mit Erdgas arbeiten, später dann aber für die Nutzung von 100 Prozent Wasserstoff umgerüstet werden können. Ende 2020 hat Bosch Industrial einen neuen ,H2-Ready‘-Großkessel für industrielle Anwendungen ausgeliefert, um künftig ein Sägewerk in Wunsiedel im Fichtelgebirge mit Wärmeenergie zu versorgen. So leistet Bosch Thermotechnik auch im Industriesektor einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Bosch bringt zudem die ebenfalls mit Wasserstoff betreibbare, hocheffiziente Festoxid-Brennstoffzelle (SOFC) für eine nachhaltige Energieversorgung weiter voran. 2024 wollen Bosch und der Kooperationspartner Ceres Power, ansässig in Horsham (Großbritannien), mit der Serienfertigung dezentraler Kraftwerke auf SOFC-Basis beginnen. Bosch strebt dabei eine Fertigungskapazität von rund 200 Megawatt Leistung pro Jahr an. Damit können rund 400 000 Menschen mit Haushaltsstrom versorgt werden. Bosch wird in die geplante Serienfertigung einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Die Produktion soll an den Standorten Bamberg, Homburg und am Bosch Thermotechnik-Standort Wernau angesiedelt werden, die Entwicklung in Stuttgart-Feuerbach und Renningen.
Wachstumsfeld Klimageräte
Im Rahmen der Elektrifizierung im Gebäudesektor wird Bosch Thermotechnik auch sein Angebot an energieeffizienten Klimageräten für den Wohn- und Gewerbebereich ausbauen. Effizient genutzt werden diese Geräte, wenn sie nicht nur zum Kühlen, sondern als Luft-Luft-Wärmepumpen auch zum Heizen verwendet werden. Das ist in kleineren Einfamilienhäusern oder Wohnungen in wärmeren Regionen wie Südeuropa oder Asien und für gewerbliche VRF-Anlagen (Variable Refrigerant Flow), beispielsweise in Hotels oder Shopping-Malls, ein häufiger Anwendungsfall. In vielen Regionen der Welt – mittlerweile auch in Mitteleuropa – ist eine Klimaanlage in Wohngebäuden und gewerblichen Immobilien unverzichtbar, um ein akzeptables und gesundes Temperaturniveau im Gebäude schaffen zu können. „Wir wollen mit unseren Klimageräten zu Gesundheit und Wohlbefinden beitragen und gleichzeitig auch in diesem Geschäftsfeld einen nachhaltigen Beitrag zur CO2-Einsparung leisten“, erläutert Jan Brockmann. Air Conditioning ist ein weltweites Wachstumsfeld, macht zwei Drittel des gesamten HVAC-Marktes aus und verzeichnet ein höheres Marktwachstum als die Segmente Heizung und Warmwasser. „Unser Ziel ist es, unsere Position im Air-Conditioning-Bereich im gewerblichen und im Residential-Segment deutlich zu stärken und auch hier der Treiber für energieeffiziente Technologien zu sein“, macht Brockmann klar.
Digitale Services mit Fokus auf Komforterlebnis
Die Corona-Pandemie mit Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen hat die Chancen der digitalen Transformation deutlich aufgezeigt. Deshalb sind digitale Services und der Online-Kundensupport zwei Bereiche, in die Bosch Thermotechnik stark investiert. Beim Ausbau liegt der Fokus dabei auf dem Komforterlebnis. Das Unternehmen bietet den Installateuren und Fachpartnern wie Planern, Bauträgern und Architekten viele digitale Lösungen und Services an, die ihnen ihre Arbeit einfacher machen: vom digitalen Arbeitsplatz „Partnerportal" über Online-Schulungen und Technikforen zur Weiterbildung bis zu digitalen Großveranstaltungen. „Unsere Erfahrungen im Jahr 2020 haben gezeigt, dass die Digitalisierung uns neue Chancen bringt. Wichtig ist, dass wir keine Standardlösungen einsetzen, sondern digitale Angebote individuell auf unsere unterschiedlichen Kundengruppen zuschneiden. Wir sind teilweise bei den Anmeldungen zu Online-Schulungen überrannt worden. Unsere Kunden schätzen es, dass wir ihnen sichere und gleichzeitig innovative Möglichkeiten des Kontakts und der Interaktion bieten. Und für uns eröffnet der Ausbau unserer digitalen Services gerade in Zeiten, in denen persönliche Kontakte eingeschränkt sind, die Möglichkeit, unsere starken Marken noch stärker werden zu lassen und im Kundenbewusstsein noch besser zu verankern“, freut sich Thomas Bauer, Mitglied der Geschäftsführung und zuständig für Vertrieb und Marketing.