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Presse-Feature #Bosch als Arbeitgeber
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Unterstützung von Geflüchteten bei Bosch

Fünf Fragen an Siegfried Czock, Leiter Aus- und Weiterbildung, Robert Bosch GmbH

Trix Boehne

Trix Boehne >

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Warum engagiert sich Bosch in der Integration von Geflüchteten?

Czock: Die Integration von Geflüchteten ist eine nationale Aufgabe. Sie kann nur im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gelingen. Wir bei Bosch möchten diese Verantwortung wahrnehmen und unseren Beitrag leisten. Für erfolgreiche Integration brauchen die Menschen, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind, eine Perspektive. Neben der Förderung von ehrenamtlichem Engagement unserer Mitarbeiter und lokalen Projekten nutzen wir vor allem unsere Möglichkeiten als Ausbildungsunternehmen. Mit unserer Erfahrung und unseren Ressourcen können wir Geflüchtete qualifizieren und so ihre Eingliederung in den Arbeitsmarkt erleichtern. Einer qualifizierten Tätigkeit nachgehen zu können, bedeutet Fuß zu fassen und eine Zukunftsperspektive zu haben – in Deutschland, aber auch bei der Rückkehr ins Heimatland.

Welche Maßnahmen zur Qualifizierung und Ausbildung von Geflüchteten setzt Bosch konkret um?

Czock: Wir bieten an rund 30 Bosch-Standorten in Deutschland Betriebserkundungen sowie zusätzlich geschaffene Praktikumsplätze mit Schwerpunkt im Bereich Metallbearbeitung an. Kurzpraktika ermöglichen vor allem Einblicke in einen deutschen Betrieb und in Berufe wie Industriemechaniker oder Anlagenführer. Mehrwöchige Praktika dienen der beruflichen Orientierung. Darüber hinaus bietet Bosch in mehrmonatigen Einstiegsqualifizierungen die Möglichkeit zur gezielten Vorbereitung auf eine Ausbildung. 2016 und 2017 haben wir so rund 750 Geflüchtete erreicht. Die Angebote und Anforderungen unterscheiden sich dabei je nach Standort. Wir setzen daher kein zentrales Programm deutschlandweit um, sondern unterstützen unsere jeweiligen Standorte individuell bei der Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Institutionen und Behörden. Insgesamt eine Million Euro an Sondermitteln stehen für diese Aufgaben 2016 und 2017 bereit.

Welche Ziele verfolgt Bosch mit seinen Maßnahmen?

Czock: Wir verfolgen mit unseren Maßnahmen für Geflüchtete zwei Ziele. Zum einen möchten wir ihnen die Möglichkeit bieten, die Gegebenheiten in deutschen Betrieben kennenzulernen und so bei der Zukunftsplanung helfen. Das schließt scheinbar banale Formalitäten wie Arbeitszeiten und die Organisation am Arbeitsplatz ein, aber auch Standards wie Sicherheitsbestimmungen und die Struktur und Dauer einer Ausbildung. Zum anderen wollen wir dabei helfen, Geflüchtete für den deutschen Arbeitsmarkt überhaupt erst zu qualifizieren und den erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung zu einem erreichbaren Ziel zu machen. Damit helfen wir den Geflüchteten und allen Betrieben in Deutschland, die sich Fachkräftenachwuchs aus dieser Gruppe erhoffen. Wenn Geflüchtete sich nach den Qualifizierungsmaßnahmen für eine Ausbildung bei Bosch bewerben, durchlaufen sie das gleiche Auswahlverfahren wie alle anderen Bewerber. Wir stellen jährlich in Deutschland etwa 1 550 Auszubildende ein, 2016 waren darunter sieben Geflüchtete.

Welche Herausforderungen zeigen sich bei der Qualifizierung und Integration von Geflüchteten?

Czock: Wir machen bei unseren Maßnahmen viele positive Erfahrungen. Die Motivation der Geflüchteten ist zum Beispiel durchgängig hoch. Sprachkenntnisse hingegen sind eine wesentliche Hürde bei der Qualifizierung. Das beobachten wir weniger im Betrieb selbst, wo sich Mitarbeiter auch mit Gesten verständigen können oder ein Kollege vielleicht die eigene Muttersprache spricht. Vielmehr erschweren fehlende Sprachkenntnisse die erfolgreiche Teilnahme am Unterricht in der Berufsschule, wo Fachbegriffe eine zentrale Rolle spielen. Viele Geflüchtete kommen zudem aus Krisengebieten, in denen schon vor der Flucht teilweise jahrelang kein geordneter Schulunterricht stattgefunden hat. Substanzielle Mathematik-, Physik- oder Englischkenntnisse sind dann kaum zu erwarten. Außerdem beobachten wir, dass die Erwartungen der deutschen Arbeitgeber und der Geflüchteten sich nicht immer decken. Für einige Geflüchtete ist eine Tätigkeit als Hilfsarbeiter, mit der sie schnell Geld verdienen und ihre Familien unterstützen können, attraktiver als eine lange, zunächst geringer bezahlte Ausbildung zur Fachkraft.

Wie können Unternehmen dabei helfen, diesen Herausforderungen zu begegnen?

Czock: Als wir mit unseren Maßnahmen zur Integration und Qualifizierung von Geflüchteten begonnen haben, konnten wir auf Erfahrungen mit spanischen Auszubildenden in Deutschland zurückgreifen. Obwohl hier natürlich wesentliche Unterschiede bestehen, wussten wir dadurch, dass die erfolgreiche Integration in den deutschen Arbeitsmarkt mehrere Jahre und gute Vorbereitung benötigt. Das Engagement in lokalen, regionalen und nationalen Initiativen sowie der Austausch mit den Institutionen vor Ort ist dabei ein Schlüssel. Denn wir sehen in unserer Arbeit an über 30 Standorten, dass die Bedürfnisse und Anforderungen deutschlandweit sehr unterschiedlich sind. Um Geflüchteten eine berufliche Perspektive bieten zu können, brauchen wir insgesamt mehr niederschwellige Informations- und Praktikumsangebote. Der Ausbildungscampus in Stuttgart zum Beispiel unterstützt Geflüchteten mit solchen einfach zugänglichen Informationen. Dort engagieren wir uns gemeinsam mit anderen Unternehmen. Integration findet nicht allein durch Sprachkurse statt, sondern braucht auch ein entsprechendes Umfeld und praktische Aufgaben.

Über Bosch

Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 429.000 Mitarbeitenden (Stand: 31.12.2023). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro. Die Geschäftsaktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Mit seiner Geschäftstätigkeit will das Unternehmen übergreifende Trends wie Automatisierung, Elektrifizierung, Digitalisierung, Vernetzung sowie die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit technologisch mitgestalten. Die breite Aufstellung über Branchen und Regionen hinweg stärkt die Innovationskraft und Robustheit von Bosch. Mit seiner ausgewiesenen Kompetenz bei Sensorik, Software und Services ist das Unternehmen in der Lage, Kunden domänenübergreifende Lösungen aus einer Hand anzubieten. Zudem setzt Bosch sein Know-how in den Bereichen Vernetzung und künstliche Intelligenz ein, um intelligente, nutzerfreundliche und nachhaltige Produkte zu entwickeln und zu fertigen. Bosch will mit „Technik fürs Leben“ dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und natürliche Ressourcen zu schonen. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH sowie ihre rund 470 Tochter- und Regionalgesellschaften in mehr als 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs-, Entwicklungs- und Vertriebsverbund von Bosch über fast alle Länder der Welt. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit rund 90 000 Mitarbeitende in Forschung und Entwicklung an 136 Standorten, davon etwa 48 000 Software-Entwicklerinnen und -Entwickler.

Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 94 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die übrigen Anteile halten eine Gesellschaft der Familie Bosch und die Robert Bosch GmbH. Die Stimmrechte liegen mehrheitlich bei der Robert Bosch Industrietreuhand KG. Diese hat die durch den Firmengründer Robert Bosch testamentarisch verfügte Aufgabe, für den langfristigen Bestand des Unternehmens und speziell für dessen finanzielle Unabhängigkeit zu sorgen.

Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.iot.bosch.com, www.bosch-presse.de.

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