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Referat #Vernetzte Mobilität
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In Dresden ist Zukunft zu besichtigen: In der neuen Chipfabrik entsteht Technik für die Welt von morgen

Joern Ebberg

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Dr. Volkmar Denner,

Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH,

zur Eröffnungsfeier der Chipfabrik in Dresden

am 7. Juni 2021



Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmer,

meine Damen und Herren!

Die Eröffnung dieser neuen Chipfabrik hier in Dresden ist ein Fest, das wir nicht wirklich feiern können – wir freuen uns leider nur virtuell. Denn nach wie vor ist die Pandemie nicht überstanden. Auch über Corona hinaus könnten die Herausforderungen für Politik und Wirtschaft größer kaum sein: Der Klimaschutz, die Digitalisierung und nicht zuletzt die technologische Souveränität Europas stehen auf unserer Agenda. Alles dies ruft auch nach Antworten aus der Industrie. Und es sind gerade die kleinsten elektronischen Bauteile, die uns helfen, die größten Herausforderungen zu meistern. Deshalb bin ich überzeugt: Nichts passt besser in diese Zeit der großen Aufgaben als eine neue Fabrik für die kleinen Dinge.

Egal zu welcher Zeit, eine neue Produktionsstätte ist immer ein positives Signal – für die Investitionskraft eines Unternehmens, für die Beschäftigung im Land, letztendlich für die Zukunft aller Beteiligten. Doch hier geht es um mehr, wie schon die anhaltenden Liefer-Engpässe in der Halbleiter-Industrie zeigen. Es geht um die Resilienz globaler Lieferketten – und auch darum, dass die europäische Industrie zwar nicht nach Autarkie streben muss, aber auch nicht abhängig von der ökonomischen und technologischen Kraft anderer Weltregionen sein darf. Nicht, dass eine neue Chipfabrik dieses Problem allein lösen könnte. Aber sie ist ein Beitrag zur Lösung.

Auch für kommende Innovationen wird Mikroelektronik gebraucht. Ohne sie keine künstliche Intelligenz, die zum Beispiel automatisiertes Fahren ermöglicht. Ohne sie keine Quantensensorik, die in Zukunft etwa die Diagnose von Alzheimer und Parkinson genauer und einfacher machen kann. Und ohne sie keine nachhaltige Mobilität. Silizium-Karbid-Chips zum Beispiel, wie sie Bosch in der Leistungselektronik einsetzt, vergrößern die Reichweite von Elektroautos. Halbleiter, die sicher und zuverlässig sind, zudem komplexe Umgebungen steuern und regeln – darauf kommt es in allen gegenwärtigen und zukünftigen Anwendungen an. Die Wirkung der neuen Fabrik geht weit über unser Unternehmen, weit auch über Dresden hinaus. Hier wird Technik für die Welt von morgen entstehen.

Wir freuen uns, dass die EU-Kommission, die Bundes- und die Landesregierung die strategische Bedeutung der Mikroelektronik sehen – und mit vereinten Kräften handeln. Das entscheidende Akronym ihrer gemeinschaftlichen Unterstützung heißt IPCEI, es steht für „Important Project of Common European Interest“. Dies ist ein besonderes Förderprogramm, das seine Premiere gerade in der Mikroelektronik hatte. Auch ihm ist es zu verdanken, dass Bosch diese Chipfabrik in Dresden realisieren konnte, mit einem Volumen von gut einer Milliarde Euro die größte Investition in unserer Unternehmensgeschichte.

Dass der Bau selbst in Zeiten von Corona so zügig zu einem guten Ende geführt werden konnte, dafür möchte ich allen Beteiligten danken – unseren Bosch-Mitarbeitern, den Baufirmen, den Lieferanten und Einrichtern der Anlagen. Ich könnte sagen, sie haben planmäßig unter außerplanmäßigen Bedingungen gearbeitet. Tatsächlich können wir die Produktion ein halbes Jahr früher als geplant anfahren – das ist eine Teamleistung, die wir mit Blick auf die aktuellen Lieferengpässe in der Halbleiter-Industrie gar nicht genug würdigen können. Wie aber war sie möglich? Nicht zuletzt mit Fern-Kooperation über 3D-Datenbrillen, über die unsere Installateure vor Ort beim Aufbau der Maschinen mit den Lieferanten in aller Welt vernetzt waren. Deutlicher kann sich der Wert digitalen Arbeitens in Zeiten von Corona kaum zeigen – auch das ist ohne Mikroelektronik nicht zu denken.

3D-Datenbrillen, Vernetzung über 5G-Mobilfunk, die Auswertung von Maschinen- und Produktdaten über künstliche Intelligenz – alles dies wird auch den Hightech-Alltag der neuen Chipfabrik bestimmen. Dies ist die erste vollständig als AIoT-Fabrik organisierte Produktion von Bosch. AIoT – das ist die Kombination aus „Artificial Intelligence“ und „Internet of Things“. Daraus geht eine neue Art der effizienten Produktion hervor: KI-Algorithmen detektieren Prozess-Anomalien aus täglich Abermillionen Daten – und sie optimieren die komplexe Reihenfolge von bis zu 700 Produktionsschritten für jeden Wafer. Was mir persönlich besonders wichtig ist: Wir können in unserer vollvernetzten Fabrik mit den Methoden künstlicher Intelligenz frühzeitig eine hohe Prozess-Stabilität garantieren. Dies erspart unseren Kunden in der Automobilindustrie aufwändige Erprobungen, wie sie sonst zur Freigabe einer neuen Fertigung notwendig sind. Wir können also nicht nur früher produzieren, sondern zuverlässig auch früher liefern.

Hier in Dresden ist also Zukunft zu besichtigen – die Leistungsfähigkeit einer AIoT-Fabrik vom Startblock heraus. Diese Fabrik stärkt zugleich ein einzigartiges mikroelektronisches Ökosystem – das „Silicon Saxony“. Ich bin sicher: Unser neuer Standort und die ganze Region werden teilhaben am Wachstum der deutschen und europäischen Halbleiter-Industrie. Natürlich muss sich diese Industrie in einem weltweit nach wie vor herausfordernden Umfeld behaupten. Sie kann es auch – die richtigen Weichenstellungen vorausgesetzt. Es ist gut, dass es ein zweites IPCEI für die Mikroelektronik geben wird – der Prozess auf EU-Ebene hat begonnen, die Bundesregierung hat ihre Unterstützung zugesagt. So hoffe ich, dass auch das neue Programm zügig umgesetzt werden kann. Worauf aber kommt es in der Sache an? Die europäische Halbleiter-Industrie muss im internationalen Wettbewerb ihre Innovationskraft halten. Das wird ihr vor allem mit dem Zusammenspiel von System- und Chip-Know-how gelingen. Wichtig sind also nicht allein feinere Chipstrukturen, vielmehr auch kommende Generationen von Leistungselektronik und mikromechanischer Sensorik – und nicht zuletzt neue Anwendungen wie zum Beispiel die Quantensensorik.

Was die neue Fabrik wert ist, wird sich im globalen Innovationswettbewerb erweisen. Für Bosch ist sie schon jetzt Teil eines weltweiten Entwicklungs- und Fertigungsverbundes. Da ist es gut, dass ihre Mitarbeiter aus 24 Ländern stammen. Zwar ist Bosch ein Unternehmen mit schwäbischen Wurzeln, das jetzt auch in Sachsen stärker verwurzelt ist. Aber was ist das Beste an der Globalisierung? Dass ein Unternehmen wie Bosch Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenführen kann. Auch das ist in der neuen Fabrik zu erleben. Wir wünschen allen, die hier arbeiten, viel Erfolg! Zugleich sagen wir allen, die dafür hart gearbeitet haben, aufrichtig Danke!

Mobility ist der größte Unternehmensbereich der Bosch-Gruppe. Er trug 2023 mit 56,2 Milliarden Euro knapp 60 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Damit ist das Technologieunternehmen einer der führenden Anbieter in der Mobilitätsindustrie. Bosch Mobility verfolgt die Vision einer sicheren, nachhaltigen und begeisternden Mobilität. Seinen Kunden bietet der Bereich ganzheitliche Mobilitätslösungen. Die wesentlichen Geschäftsfelder sind: Elektrifizierung, Software und Services, Halbleiter und Sensoren, Fahrzeugcomputer, fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme sowie Systeme zur Regelung der Fahrdynamik. Hinzu kommen Werkstattkonzepte sowie Technik und Service für den Kraftfahrzeughandel. Wichtige Innovationen im Automobil wie das elektronische Motormanagement, der Schleuderschutz ESP oder die Common-Rail-Dieseltechnik kommen von Bosch.

Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 429.000 Mitarbeitenden (Stand: 31.12.2023). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro. Die Geschäftsaktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Mit seiner Geschäftstätigkeit will das Unternehmen übergreifende Trends wie Automatisierung, Elektrifizierung, Digitalisierung, Vernetzung sowie die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit technologisch mitgestalten. Die breite Aufstellung über Branchen und Regionen hinweg stärkt die Innovationskraft und Robustheit von Bosch. Mit seiner ausgewiesenen Kompetenz bei Sensorik, Software und Services ist das Unternehmen in der Lage, Kunden domänenübergreifende Lösungen aus einer Hand anzubieten. Zudem setzt Bosch sein Know-how in den Bereichen Vernetzung und künstliche Intelligenz ein, um intelligente, nutzerfreundliche und nachhaltige Produkte zu entwickeln und zu fertigen. Bosch will mit „Technik fürs Leben“ dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und natürliche Ressourcen zu schonen. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH sowie ihre rund 470 Tochter- und Regionalgesellschaften in mehr als 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs-, Entwicklungs- und Vertriebsverbund von Bosch über fast alle Länder der Welt. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit rund 90 000 Mitarbeitende in Forschung und Entwicklung an 136 Standorten, davon etwa 48 000 Software-Entwicklerinnen und -Entwickler.

Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.iot.bosch.com, www.bosch-presse.de.

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