Welches Ziel verfolgt das Seniorexperten-Modell?
Baden: „Für Bosch – als ein von Innovationskraft geprägtes Unternehmen – haben das Know-how sowie die Lebens- und Berufserfahrung seiner hochqualifizierten Mitarbeitenden einen besonderen Wert. Wir haben früh erkannt, über welches Potenzial unsere pensionierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügen. 1999 wurde unsere Tochtergesellschaft mit dem Ziel gegründet, das über Jahrzehnte bei Bosch erworbene Wissen fürs Unternehmen zu erhalten. Gleichzeitig sollten jüngere Mitarbeitende die Möglichkeit bekommen, von älteren und erfahrenen Expertinnen und Experten zu lernen. Insbesondere im technischen Bereich gibt es viel Spezialwissen, etwa beim Aufbau einer Fertigungslinie, das sie auf dem externen Markt selten finden.“
Welche Vorteile hat Bosch davon – welche die Seniorexperten?
Baden: „Unsere Seniorexperten, vom Tarifangestellten bis zum Manager, besitzen spezifisches Fachwissen, eine breite Kenntnis der Unternehmensstruktur und sind mit der Bosch-Kultur vertraut. Dadurch sind sie im Vergleich zu einer externen Lösung schneller in der Materie, brauchen weniger Einarbeitungszeit und können auf ein bestehendes Netzwerk bei Bosch aufbauen. In der Zusammenarbeit mit jüngeren Kollegen ergibt sich oft eine besondere Dynamik, weil der Rat eines erfahrenen Kollegen in der Regel leichter angenommen wird als der eines externen Beraters. Die Seniorexperten können sich auf das eigentliche Problem und dessen Lösung konzentrieren, weil sie keine Karriere- oder Vertriebsziele verfolgen. Die ehemaligen Mitarbeiter erfahren so auch eine besondere Wertschätzung ihres Know-hows, halten sich fachlich auf aktuellem Stand und verdienen noch etwas hinzu. Viele unserer Experten sehen es zudem als Möglichkeit, den Übergang in den Ruhestand schrittweise anzugehen und nicht von einem Tag auf den anderen komplett aus dem Berufsalltag aussteigen zu müssen.“
Wie sehen die Erfahrungen mit dem Seniorexperten-Modell aus?
Baden: „Seit der Gründung vor fast 25 Jahren steigt die Nachfrage nach unseren Seniorexperten in der Bosch-Gruppe. Das Modell hat sich erfolgreich etabliert, auch international. Das Wissen der Seniorexperten ist weltweit gefragt – viele unserer Experten sind im Ausland im Einsatz, gerade auch in Wachstumsmärkten. Mehr als die Hälfte der Expertenaufträge verteilen sich auf unsere Regionalorganisationen in Brasilien, Mexiko, USA, Japan, Indien, China, Türkei, Österreich und UK. Unser Seniorexperten-Modell erhält überall viel Anerkennung. Unternehmen aus Branchen wie der Automobilindustrie, dem Versandhandel, der Telekommunikation oder auch der Luftfahrt haben den Austausch gesucht und sich Anregungen geholt. Unser Know-how geben wir gern weiter, weil wir wissen, dass gerade in Europa der demografische Wandel neuartige Beschäftigungskonzepte erfordert.“
Was macht das Modell so erfolgreich?
Baden: „Entscheidend ist unsere werteorientierte Unternehmenskultur, die Lebens- und Berufserfahrung im besonderen Maße anerkennt. Darüber hinaus verstehen wir altersgemischte Teams als Teil unserer weltweiten Diversity-Strategie, die unsere Innovationkraft stärkt. Diese Einstellung ist für einen nachhaltigen Erfolg des Modells unabdingbar. Ebenso wichtig ist es, dass die Seniorexperten einen echten Leistungsbeitrag erbringen. Sie sollen wegen ihrer Fähigkeiten beauftragt werden. Unsere Seniorexperten wollen ihr Geld wert sein und stehen im Wettbewerb zu anderen Dienstleistern. Das spornt viele Seniorexperten besonders an – sie wollen von ihrem Kunden eine bessere Bewertung erzielen als Externe.“