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Die Vielfalt von Bosch wird zum strategischen Vorteil: Ein Hightech-Unternehmen, das zugleich Service-Unternehmen ist

Referat von Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung und Dr. Stefan Asenkerschbaumer, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung, anlässlich der Bilanzpressekonferenz am 27. April 2016

Diese Bilanzpressekonferenz, sehr geehrte Damen und Herren ...

... findet in einer Zeit statt, da die Automobilindustrie im Fokus öffentlicher Diskussion steht. Über den aktuellen Anlass hinaus zeigt die Debatte, wie sehr wir das Auto noch deutlich weiter entwickeln müssen – und durchaus auch können, der Straßenverkehr muss noch sauberer, noch sparsamer, noch sicherer werden – in Zukunft auch elektrifiziert, automatisiert und vernetzt. Dazu noch einiges mehr auf dieser Konferenz, zu der ich Sie herzlich willkommen heiße.

Noch nie hat auf solch einer Konferenz auch ein Auto für sich gesprochen. Dieses hier haben wir auf die Bühne geholt, weil es mehr ist als ein Fahrzeug – es ist ein ganz persönlicher Begleiter. Hier wird der Fahrer, wann immer er will, zum Passagier. Und das Auto wird, neben Haus und Büro, zu seiner dritten Lebensumgebung. Wobei es sich unterwegs um die Sicherheit der Wohnung ebenso wie um geschäftliche Kontakte kümmert. Dies zeigt, wie sich das Fahrzeug mit dem automatisierten und vernetzten Fahren verwandelt – wie entspannt die Fahrt im nächsten Jahrzehnt werden kann.

Über die automobile Studie hinaus wollen wir Ihnen heute eine Vorschau auf die Zukunft bieten. Eine Zukunft, die sich nicht nur hier in Renningen auf dem neuen Forschungscampus abzeichnet, vielmehr auch in unseren Werken in aller Welt, wo wir mit Industrie 4.0 eine neue Art der Arbeit und der Effizienz einführen. Eine Zukunft, die wir gleichermaßen mit neuen Service-Geschäften erschließen, abgeleitet aus der Vernetzung unserer Erzeugnisse im Internet der Dinge. Auch darüber möchte ich heute sprechen. Vorerst aber ein Überblick über unsere wesentlichen Aussagen zu unserer Bilanz:

  • 2015 war für Bosch ein gutes Jahr bei weniger guter Konjunktur. Wir haben einen großen Schritt nach vorn gemacht und unsere Wachstums- und Ergebnisziele erreicht.
  • 2016 peilen wir ein Umsatzplus von drei bis fünf Prozent an. Wobei wir eher am unteren Rand des Korridors liegen werden, sollte sich die geringe Dynamik vom Jahresbeginn fortsetzen. Unsere Rendite wollen wir in etwa stabil halten.
  • Übers Jahr hinaus streben wir Wachstum sowohl mit innovativen Erzeugnissen als auch mit innovativen Dienstleistungen an. Denn Bosch ist beides, ein Hightech- und ein Service-Unternehmen.
Es ist diese Kombination, mit der wir neue Geschäftsfelder in der vernetzten Welt erschließen können. Zugleich sichern wir unsere großen Geschäftsfelder ab. Und das tun wir genauso entschlossen, wie sich besonders am Beispiel der Dieselsysteme zeigt. So möchte ich gleich zu Beginn klarstellen: Bosch bietet die erforderliche Technik, damit der Diesel auch im realen Straßenverkehr fit für die Abgasnorm Euro6 ist. Mit Nutzfahrzeugen können wir die strengen gesetzlichen Stickoxid-Grenzwerte jetzt auf der Straße ebenso wie auf dem Prüfstand erreichen. Auch für Diesel-Pkw haben wir die Technik, dass der Selbstzünder in Personenwagen sauber und ressourcenschonend ist. Ohnehin wird der Diesel mit seiner hohen Effizienz für den Klimaschutz noch lange gebraucht. Für moderne Dieselmotoren mit moderner Abgasreinigung werden auch die künftigen Stickoxidgrenzwerte, im realen Verkehr, machbar sein. Wir haben den Diesel auf die Straße gebracht und wir arbeiten gemeinsam mit unseren Kunden daran, dass er eine gute Zukunft hat.

Auf die strategischen Linien werde ich noch zurückkommen. Zunächst aber eine Einschätzung des vergangenen und des laufenden Geschäftsjahres. Dazu übergebe ich das Wort an Herrn Asenkerschbaumer.

Die Geschäftszahlen: Große Fortschritte erzielt

Meine Damen und Herren,

ich möchte Ihnen jetzt die Geschäftszahlen für 2015 erläutern und einen Ausblick auf 2016 geben. Herr Denner sagte es eben: Wir konnten 2015 einen sehr großen Schritt nach vorne machen. Der Umsatz ist auf einem neuen historischen Niveau und auch das Ergebnis konnten wir erfreulich steigern.

Ein Grund für den Umsatzsprung ist die vollständige Übernahme unseres früheren Gemeinschaftsunternehmen BSH Hausgeräte sowie des Gemeinschaftsunternehmens für Kraftfahrzeug-Lenkungen, jetzt der Geschäftsbereich Automotive Steering. Beide gehören zu den führenden Anbietern auf ihren jeweiligen Gebieten und sind hervorragende strategische Ergänzungen gerade auch im Hinblick auf unsere Aktivitäten bei Smart Home und dem automatisierten Fahren.

Auch darüber hinaus haben wir wichtige Weichen gestellt. Der Kauf des US-Start-ups Seeo sichert uns eine Batterietechnologie, die zu einem Durchbruch auf diesem Gebiet führen könnte. Im Bereich der Mobilitätslösungen haben wir neue Geschäftseinheiten gegründet – zum einen für Zweiräder und zum anderen für Nutz- und Offroad-Fahrzeuge. Auf diese Weise wollen wir in diesen Segmenten noch näher beim Kunden sein. Auf unsere Weichenstellungen bei Services geht dann Herr Denner ein.

Auch operativ waren wir erfolgreich – und das trotz eines nur mäßigen konjunkturellen Umfelds. Wir bekamen die geringere Dynamik in den Schwellenländern zu spüren, gerade im wichtigen Markt China. Zudem leiden Russland und Brasilien unter der dortigen Rezession. Europa, speziell Westeuropa, hat sich dagegen günstiger entwickelt als erwartet. Erfreulich war zudem das Wirtschaftswachstum in Nordamerika. Moderate Wachstumsraten verzeichneten die für uns wichtigen Segmente Fahrzeugproduktion, Privater Konsum und die Bautätigkeit. Unbefriedigend war die Lage auf dem Maschinenbaumarkt, speziell in dem für uns besonders bedeutsamen Baumaschinenmarkt. Hauptgrund ist der Markteinbruch in China, der weltweit ausstrahlt.

Wie sehen vor diesem Hintergrund unsere Geschäftszahlen aus? Zunächst eine grundsätzliche Vorbemerkung. Bei der Analyse ist zu beachten, dass 2015 die früheren paritätischen Gemeinschaftsunternehmen BSH Hausgeräte und Automotive Steering erstmals voll im Jahresabschluss einbezogen werden, Automotive Steering allerdings nur für 11 Monate. Dagegen galt 2014 noch die sogenannte Equity-Methode. Bei Kenngrößen wie Umsatz, Beschäftigte, Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen oder auch Investitionen wurden die beiden Bereiche damals deshalb nicht berücksichtigt, beim Ergebnis nur mit ihrem anteiligen Nachsteuerergebnis. Um die Analyse zu erleichtern, werde ich bei Umsatz und Ergebnis einen operativen Vergleich ziehen, also die Geschäftszahlen 2015 zu den Pro-Forma-Zahlen für 2014 inklusive BSH Hausgeräte und Automotive Steering in Beziehung setzen.

Der Umsatz der Bosch-Gruppe stieg 2015 gegenüber 2014 um 44 Prozent auf 70,6 Milliarden Euro. 16,6 Milliarden Euro sind insgesamt auf Konsolidierungseffekte zurückzuführen. Neben BSH Hausgeräte und Automotive Steering spielten noch kleinere Akquisitionen sowie auch Desinvestitionen eine Rolle. Operativ erzielten wir einen Umsatzanstieg von nominal 10 Prozent. Allerdings ergaben sich im Gegensatz zu den Vorjahren positive Wechselkurseffekte von 4 Milliarden Euro. Wechselkursbereinigt erreichte der Umsatzanstieg 3,8 Prozent. Er liegt damit im vor einem Jahr prognostizierten Zielkorridor von 3 bis 5 Prozent.

Die Unterschiede zwischen den Unternehmensbereichen und auch den Regionen waren dabei erheblich. Gut gewachsen ist 2015 der Unternehmensbereich Mobility Solutions. Hier steigerten wir den Umsatz gegenüber den Pro-Forma-Angaben 2014 um rund 12 Prozent auf 41,7 Milliarden Euro, wechselkursbereinigt um 4,6 Prozent. Der Bereich entwickelte sich damit operativ erheblich besser als die weltweite Automobilproduktion, die nur um 2 Prozent auf 92 Millionen Einheiten zulegte. Wir profitierten von der guten Nachfrage nach effizienten Antriebssystemen, Anzeige- und Infotainmentsystemen sowie der erheblich steigenden Marktnachfrage nach Fahrerassistenzsystemen.

Auch bei der Elektrifizierung des Fahrzeugs kommen wir voran. Wir haben inzwischen bereits mehr als 30 Serienprojekte realisiert; in die Entwicklung der Elektromobilität investieren wir jährlich rund 400 Millionen Euro. Die Transformation der Mobilität hin zum elektrifizierten, automatisierten und vernetzten Fahren und die damit erforderlichen Vorleistungen machen gleichzeitig eine stärkere Fokussierung erforderlich. Wir haben uns daher 2015 entschieden, die Ausgliederung des Geschäftsbereichs Starter Motors and Generators vorzubereiten und in einem zweiten Schritt einen Käufer oder Partner zu suchen. Mit einer solchen Lösung wollen wir diesem Bereich eine Perspektive für die Zukunft bieten.

Nicht so erfreulich war die Entwicklung im Unternehmensbereich Industrial Technology, speziell im Geschäftsbereich Drive and Control Technology. Ich sprach bereits vom schwierigen Marktumfeld. Dies traf unsere Tochtergesellschaft Bosch Rexroth vor allem im Geschäftsfeld Mobile Anwendungen. Insgesamt ging der Umsatz im Unternehmensbereich um 1,6 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro zurück, wechselkursbereinigt um 6,5 Prozent. Dabei wirkt sich der Verkauf des Geschäftsfelds Großgetriebe im Herbst 2015 nur in geringem Umfang aus. Großgetriebe kommen unter anderem in Windkraftanlagen, Tunnelbohrmaschinen und Minenbaggern zum Einsatz. Günstig war dagegen die Geschäftsentwicklung im Bereich Packaging Technology, also bei Verpackungsmaschinen.

Der Unternehmensbereich Consumer Goods hat sich gut entwickelt. Er kam 2015 auf einen Umsatz von 17,1 Milliarden Euro. Hier spielt die erstmalige Einbeziehung von BSH Hausgeräte mit einem Umsatz von rund 12,6 Milliarden Euro eine Rolle. Aber auch operativ entwickelte sich sowohl das Geschäft mit Hausgeräten als auch unser Geschäftsbereich Power Tools günstig. Vergleichbar gegenüber den Pro-Forma-Angaben für 2014 steigerten wir den Umsatz um rund 10 Prozent, wechselkursbereinigt um 5,7 Prozent.

Im Unternehmensbereich Energy and Building Technology konnten wir den Umsatz deutlich stärker steigern als im Vorjahr. Die Erlöse erhöhten sich um nominal 11 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro, wechselkursbereinigt um 7,2 Prozent. Die verbesserte Dynamik gilt für beide Geschäftsbereiche, Security Systems und Thermotechnology. Wir entwickeln den Unternehmensbereich weiter mit dem Ziel, weltweit ein führender Systemanbieter für intelligente Energie- und Gebäudetechnik zu werden. Hier haben wir uns 2015 durch Zukäufe und Gemeinschaftsunternehmen verstärkt. Außerdem sind wir in den Smart-Home-Markt eingestiegen und weiten so unser Geschäftsfeld aus.

Noch ein Blick auf die regionale Entwicklung. In Europa steigerten wir auf vergleichbarer Basis den Umsatz um 3,8 Prozent. In Nordamerika profitierten wir von der guten wirtschaftlichen Entwicklung mit einem Wachstum von 25 Prozent, wechselkursbereinigt von 6,7 Prozent. In Südamerika litt unser Geschäft vor allem unter der Rezession in Brasilien. Insgesamt ging der Umsatz um 13 Prozent zurück, wechselkursbereinigt um 3,7 Prozent. In Asien-Pazifik – einschließlich Afrika – erhöhten wir unseren Umsatz um 17 Prozent, wechselkursbereinigt allerdings nur um 2,8 Prozent. Hauptgrund war die verhaltene wirtschaftliche Dynamik in China.

Damit komme ich zu unserer Ergebnisentwicklung. In Summe erzielten wir ein EBIT, also ein Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern, von 4,6 Milliarden Euro und damit eine EBIT-Rendite von 6,5 Prozent. Im Jahr 2014 erreichten wir auf Basis der Pro-Forma-Angaben ein EBIT von 3,7 Milliarden Euro beziehungsweise eine EBIT-Rendite von 5,8 Prozent. Entsprechend konnten wir unser Ergebnis 2015 um rund 0,9 Milliarden Euro oder knapp ein Viertel gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresergebnis steigern. Beim
EBIT gleichen sich dabei 2015 ergebnisverbessernde und -belastende Sondereffekte aus.

Die ergebnisverbessernden Sondereffekte ergeben sich zunächst aus der erstmaligen Einbeziehung von Automotive Steering und BSH Hausgeräte in den Konzernabschluss der Bosch-Gruppe. Hier muss ich jetzt etwas technisch werden. Ich sprach es gerade bereits an, dass wir BSH Hausgeräte und Automotive Steering 2015 erstmals vollkonsolidieren. Der Rechnungslegungsstandard IFRS schreibt vor, dass wir die bereits zuvor gehaltenen Anteile zum Zeitpunkt des Erwerbs der übrigen Anteile nach einer vorgeschriebenen Methodik neu bewerten. Durch die Vollkonsolidierung von Automotive Steering und BSH Hausgeräte ergibt sich somit ein einmaliger Sonderertrag von 2,1 Milliarden Euro.

In einem zweiten Schritt sind der Zeitwert der zuvor gehaltenen Anteile sowie der Kaufpreis für die übrigen Anteile sowohl auf die bestehenden als auch auf erstmals zu bilanzierende Vermögenswerte und Schulden nach einer ebenfalls vorgeschriebenen Methodik zu verteilen. Hier spricht man von der sogenannten Kaufpreisallokation. In der Konsequenz ergeben sich erhöhte Abschreibungen – und das bereits für 2015. Diese stehen dem positiven Einmaleffekt gegenüber. In Summe ergibt sich damit ein Nettoertrag von 1,3 Milliarden Euro.

Diesem positiven Sonderertrag stehen 2015 belastende Sondereffekte in gleicher Höhe gegenüber. Sie ergeben sich in etwa zur Hälfte aus Belastungen im Unternehmensbereich Industrial Technology. Sie betreffen außerplanmäßige Abschreibungen auf Firmenwerte durch die unbefriedigende Lage im Geschäftsbereich Drive and Control Technology sowie Verluste aus der Veräußerung des Geschäfts mit Großgetrieben. Zur anderen Hälfte resultieren die belastenden Sondereffekte aus Zuführungen zu Rückstellungen für rechtliche Risiken. Wir haben insgesamt rund 650 Millionen Euro an zusätzlicher Vorsorge gebildet. Hintergrund sind besonders die weiter andauernden Kartellrechtsverfahren sowie die Untersuchungen im Zusammenhang mit der Manipulation von Software in Diesel-Motorsteuergeräten. Von diesen Untersuchungen sind wir als Zulieferer betroffen.

Schaut man sich die Renditesituation 2015 im Einzelnen an, so erzielten besonders gute Erträge erneut die Unternehmensbereiche Mobility Solutions und Consumer Goods mit einer operativen Rendite – also ohne die jeweils auf diesen Bereich entfallenen Sondereffekte – von 8,4 Prozent und von 7,2 Prozent gegenüber den vergleichbaren Pro-Forma-Angaben für 2014 von 7,0 Prozent und 6,6 Prozent. Erfreulich ist auch die sukzessive Ergebnisverbesserung im Unternehmensbereich Energy and Building Technology auf eine Rendite von 4,4 Prozent gegenüber 3,7 Prozent im Jahr 2014. Dagegen weist Industrial Technology einen operativen Verlust von rund 100 Millionen Euro aus. Inklusive der Sonderbelastungen in diesem Bereich summiert sich der Verlust auf 830 Millionen Euro.

Noch ein Blick auf die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen und die Investitionen. Unsere Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen stiegen 2015 auf 6,4 Milliarden Euro und erreichten 9 Prozent des Umsatzes. Bei dem Rückgang der Forschungs- und Entwicklungsquote gegenüber Vorjahr macht sich die unterschiedliche Unternehmensstruktur bemerkbar, bei dem der sehr forschungsintensive Bereich Mobility Solutions nicht mehr ganz so dominant ist. Dessen Anteil an den Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen ging von 82 Prozent auf 75 Prozent zurück. Ein wichtiger Schritt war 2015 für uns die Eröffnung unseres neuen Forschungscampus hier in Renningen. Er soll ein wichtiger Knoten in unserem Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk mit rund 56 000 Beschäftigten werden.

Das Forschungszentrum gehört auch zu unseren bedeutenden Investitionen der vergangenen Jahre mit einem Gesamtvolumen von rund 310 Millionen Euro. Ein weiteres wichtiges Projekt ist beispielsweise der Ausbau unseres Entwicklungsstandortes in Bengaluru in Indien, wo inzwischen rund 11 000 Ingenieure arbeiten. Insgesamt investierten wir 2015 rund 4,1 Milliarden Euro oder 5,7 Prozent vom Umsatz. Der erhebliche absolute Anstieg gegenüber dem Vorjahr resultiert nicht nur aus der Integration von BSH Hausgeräte und Automotive Steering. Wir weiteten auch aufgrund der guten Geschäftslage in vielen Bereichen die Kapazitäten aus, was zu der gestiegenen Investitionsquote führt.

Abschließend zur Bilanzstruktur. Sie ist weiterhin sehr solide. Die wesentlichen Veränderungen resultieren aus der Einbeziehung von BSH Hausgeräte und Automotive Steering. Die Bilanzsumme stieg dadurch um rund 25 Prozent auf 77,3 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalquote ist mit 45 Prozent weiterhin sehr gut. Zudem verfügen wir trotz der Akquisitionen über eine bilanzielle Liquidität von 14,4 Milliarden Euro gegenüber 15,6 Milliarden Euro im Vorjahr.

Wie sind die weiteren Perspektiven? Wir rechnen auch für 2016 nicht mit konjunkturellem Rückenwind. Die weltweite Wirtschaftsleistung wird voraussichtlich erneut nur um 2,5 Prozent wachsen. In den Schwellenländern ist nicht mit einer Trendumkehr zu rechnen, zumal sich in China das Wachstumstempo nochmals etwas verlangsamen dürfte. Dagegen wird der niedrige Ölpreis voraussichtlich zu einer Stabilisierung der Konjunktur in den Industrieländern beitragen. Erhebliche Risiken resultieren 2016 aus der weiterhin schwelenden Eurokrise, den geopolitischen Spannungen und den strukturellen Herausforderungen in den Schwellenländern. Wir erwarten zudem für 2016 nur einen Anstieg der weltweiten Kraftwagenproduktion um knapp 2 Prozent. Die Maschinenbauproduktion wird voraussichtlich leicht zurückgehen, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Der Private Konsum und die globale Bautätigkeit dürften leicht anziehen.

Trotz dieses nur schwachen wirtschaftlichen Umfelds wollen wir 2016 erneut unseren Umsatz um 3 bis 5 Prozent steigern. In den ersten drei Monaten

gegenüber dem Vorjahresquartal erzielten wir ein Umsatzplus in der Bosch-Gruppe von nominal knapp 3 Prozent, wechselkursbereinigt von rund 4 Prozent – und das gegenüber einem nominal sehr starken ersten Quartal 2015 aufgrund der damaligen Wechselkurseffekte. Wir setzen auf den Erfolg einer Vielzahl von Weiterentwicklungen und Innovationen. Denn unser Anspruch ist es, unsere Märkte mitzugestalten. Die Rendite wollen wir trotz zusätzlicher Belastungen durch die Ausgliederung von Starter Motors and Generators, den Integrationsaufwendungen bei Automotive Steering sowie erneuten Belastungen im Bereich Drive and Control Technology in etwa stabil halten.

Damit gebe ich weiter an Herrn Denner.

Strategischer Vorteil in Zeiten der Vernetzung: die Vielfalt von Bosch

Vielen Dank, Herr Asenkerschbaumer! Schon die aktuelle Stärke von Bosch basiert auf einer einzigartig breiten Aufstellung. Wir haben uns diversifiziert wie nur wenige Unternehmen – dahinter steckte immer auch ein defensives Motiv, der Ausgleich von Risiken. In Zeiten der Vernetzung über das Internet der Dinge wird diese Vielfalt zum strategischen Vorteil. Von der Automobil- über die Gebäude- bis hin zur Industrietechnik – wir können viele Dinge miteinander vernetzen und so neue Geschäfte realisieren. Dabei bringen wir wie nur wenige Industrieunternehmen das nötige Know-how in Software und Sensorik mit. Heute möchte ich Ihnen zeigen, wie wir mit unserer Vielseitigkeit das dritte „S“ im Vernetzungsgeschäft erschließen: die Services.

Service – das ist in Zeiten der Vernetzung weit mehr als klassischer Kundendienst. Vielmehr werden wir mit internetbasierten Dienstleistungen unsere Kunden auch im Alltag begleiten und entlasten können – beim Fahren, Parken und Wohnen. Ich könnte auch vom „Service fürs Leben“ sprechen.

Die Herausforderung ist klar: Wir werden mehr denn je nicht nur innovative Technik, vielmehr auch innovative Geschäftsmodelle entwickeln müssen. Auch deshalb haben wir eine eigene Start-up-Plattform gegründet, und auch deshalb haben wir ein eigenes Kompetenzzentrum „Business Model Innovations“ eingerichtet. Dessen Aufgabe: Methoden zur Validierung neuer Geschäftsideen erarbeiten, Netzwerke für den Erfahrungsaustausch aufbauen, bei konkreten Projekten beraten. Und es wächst eine Vielzahl von Projekten heran, wie ich später noch am Smart Home und an der vernetzten Industrie zeigen werde, zunächst aber an unserem größten Unternehmensbereich Mobility Solutions.

Die Mobilität von morgen: Lösungen fürs Auto und darüber hinaus

Wie es der Name schon sagt, sind unsere Mobility Solutions mehr als Kraftfahrzeugtechnik. Es geht um Lösungen für den Verkehr der Zukunft – sowohl für die Träger der Infrastruktur als auch für jeden, der unterwegs ist. So werden wir für den Großraum Stuttgart einen Mobilitätsassistenten realisieren, der Autofahrern eine intermodale Routenführung ermöglicht – inklusive Umstieg auf Bikes, Bahnen und Busse. Dazu haben wir erst in diesen Tagen gemeinsam mit Partnern eine Zusage erhalten. Der Clou bei diesem Projekt: Eine App genügt, um die Reise mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln zu planen, zu buchen und zu bezahlen. Das entlastet den Straßenverkehr in der Stadt mit den meisten Staus in Deutschland.

Ausgangspunkt unserer Mobility Solutions ist der Umwelt- und Unfallschutz fürs Auto, und das Geschäft mit den entsprechenden Systemen wird auch in diesem Jahr wachsen. Sei es beim Elektronischen Stabilitäts-Programm ESP, sei es bei der Benzindirekteinspritzung – der Absatz steigt 2016 jeweils um mehr als zehn Prozent. Für die Zukunft der Automobiltechnik verfolgen wir drei Entwicklungslinien: das Fahren elektrifizieren, automatisieren und vernetzen. Das können wir auch mit einem Dreisatz ausdrücken: Bosch bringt neue Energie in den Antrieb, Bosch bringt den Autopiloten auf die Straße, und Bosch macht das Auto zum aktiven Teil des Internets. Auf allen drei Pfaden liefern wir technische Fortschritte und geschäftliche Erfolge:

  • Die Elektrifizierung des Antriebs müssen und werden wir erschwinglich machen. Ganz wichtig dafür: die Batterie. Deren Energiedichte wollen wir bis Anfang der nächsten Dekade noch mehr als verdoppeln. Wir arbeiten an einer ganz neuen Zelltechnologie, die wir mit dem amerikanischen Start-up SEEO übernommen haben. Zugleich forcieren wir unser System- und Komponenten-Geschäft für den elektrischen Antrieb. Wir entwickeln neue Generationen von E-Maschine und Leistungselektronik. Und nicht zuletzt arbeiten wir an der elektrischen Achse. Das heißt: Elektromotor, Leistungselektronik und Getriebe werden in einem Gehäuse integriert. Dies reduziert die Komplexität des E-Antriebs und spart bis zu zehn Prozent Volumen und Gewicht.

  • Für die Automatisierung des Fahrens hat Bosch alle wesentlichen Kompetenzen. Auf diesem Feld beschäftigen wir inzwischen rund 2 500 Entwickler, nahezu 500 mehr als ein Jahr zuvor. Unsere Ziele: vollautomatisiertes, also fahrerloses Einparken bereits in zwei Jahren, automatisiertes Fahren auf Autobahnen bis Ende der Dekade. Parallel schaffen wir mehr Sicherheit durch Fahrerassistenz. Dies ist für Bosch ein stark wachsendes Geschäftsfeld, das 2016 erstmals die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro übertrifft. Allein der Absatz unserer Radarsensoren legt dieses Jahr um 60 Prozent zu, der von Videosensoren um 80 Prozent. Den Weg zum automatisierten Fahren gestaltet Bosch schrittweise, und auf jedem Schritt bieten wir attraktive Produkte und Funktionen – attraktiv, weil sie den Straßenverkehr bereits deutlich sicherer und komfortabler machen.

  • Die Vernetzung des Fahrens ermöglichen wir gleich auf zwei Wegen: einerseits über die Smartphone-Integration, so dass Apps im Fahrzeug sicher bedienbar werden, andererseits über fest eingebaute Kommunikationsboxen, wie man sie etwa für den Notruf E-Call benötigt. Die Ausstattungsrate steigt mit der einen wie der anderen Lösung, unter den europäischen Neufahrzeugen von jeweils 15 auf 50 Prozent bis zum Ende der Dekade. Bedienbar machen wir die Vernetzung über unsere Infotainment- und Anzeigesysteme. Ein Geschäft, in dem wir jährlich zweistellig wachsen, also deutlich stärker als der Markt. Allein der Absatz unserer frei programmierbaren Kombiinstrumente legt in diesem Jahr um ein Viertel zu. Eine unserer Stärken: einfache und zugleich einleuchtende Konzepte für die Interaktion von Mensch und Technik – zum Beispiel ein Touchscreen-Display, das dem Fahrer den Eindruck echter Knöpfe vermittelt.

Das Fahren automatisieren, die Kommunikation zwischen Auto und Außenwelt erleichtern – diese beiden Entwicklungspfade kreuzen wir besonders beim vernetzten Parken. Gerade hier bietet Bosch nicht nur Technik-, sondern auch Service-Innovationen. Studien zufolge dient ein Drittel des innerstädtischen Verkehrs nur der Parkplatzsuche – was für eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen, was für eine unnötige Umweltbelastung! Bosch will das Parken revolutionieren. Dazu bieten wir eine Reihe von Lösungen an, ich nenne nur zwei:

  • Zum einen den automatisierten Parkservice. Hier genügt es, das Auto auf einem Übergabeplatz abzustellen, und es fährt selbsttätig zum Stellplatz. Dabei navigiert es erst auf den letzten Zentimetern mit seinen Ultraschallsensoren, zuvor aber mit Hilfe der Videoüberwachung im Parkhaus. Dank dieser Vernetzung von Fahrzeug und Infrastruktur wird der automatisierte Parkservice schon 2018 Realität. Sie sehen, hier wachsen klassische Kraftfahrzeugtechnik und Sicherheitstechnik in Gebäuden zusammen. Bosch ist das einzige Unternehmen weltweit, das beides beherrscht.
  • Zum anderen das Online-Parken. Hier werden die Autos selbst zu Sensoren. Im Vorbeifahren erkennen sie Parklücken am Straßenrand. Via Internet gehen diese Meldungen an unseren Server. Wir berechnen daraus eine Echtzeit-Parkkarte. Und via Internet spielen wir diese Karte in die „Community“ der beteiligten Fahrzeuge zurück.
Gerade dieses Beispiel zeigt, wie kreativ Bosch das entstehende Service-Geschäft erschließt. Projekte wie das vernetzte Parken vernetzen auch das Unternehmen. Beteiligt daran ist nicht zuletzt das Netzwerk der Software-Entwickler aus allen Bereichen von Bosch. Zudem bringt unsere Forschung mit dem Data Mining eine Schlüsselkompetenz ein. Damit können wir die Echtzeit-Parkkarte bereits aus den Sensordaten von lediglich sechs Prozent aller Fahrzeuge im fließenden Verkehr ableiten. Das ist die technische Intelligenz, die wir für unsere Services in der Smart City benötigen.

Nicht nur der Stadtverkehr, auch das Auto selbst wird revolutioniert. Das Zukunftsauto hier auf der Bühne zeigt, was mit dem Zusammenspiel von automatisiertem und vernetztem Fahren möglich wird.

(Hier Demonstration des Autofahrens im nächsten Jahrzehnt)

Schlauer Wohnen: Das Smart Home kommt, besonders mit Bosch

Die Anwendungen in diesem Auto der Zukunft deuten es an: Wie kein anderer Anbieter kann Bosch seine Mobility Services mit dem Smart Home vernetzen. In Zukunft muss die Navigation nur eine Rückfahrt voller Staus melden, und das Haus macht sich mit abgedimmtem Licht und Klang zu einem entspannenden Empfang bereit. Ein „Welcome Home“, auf das sich das Fahrzeug mit dem Haus bereits unterwegs über das Internet automatisch verständigen kann.

Das schlaue Wohnen, da sind wir sicher, wird kommen. Schon im nächsten Jahr erwarten wir für Smart-Home-Lösungen ein weltweites Marktpotenzial von zehn Milliarden Euro. Die Erfolgsfaktoren: Entlastung von Alltagsroutinen, einfache Bedienung über Smartphone oder Tablet, flexible Schnittstellen, so dass niemand mehr auf einen Universalstandard warten muss.

Bosch forciert das Geschäft mit Smart-Home-Lösungen seit Jahresbeginn über eine eigene Gesellschaft. Wir haben erste Produkte in den Markt eingeführt, weitere werden noch in diesem Jahr folgen – etwa ein Rauchmelder, der mehr kann als Rauch melden. Denn er lässt sich während des Urlaubs der Hausbesitzer so programmieren, dass er beim Öffnen der Fenster automatisch einen Alarm auslöst. Die drei wesentlichen Stärken unseres Konzepts:

  • Erstens die Einfachheit für den Nutzer: Ein Controller als Schaltzentrale sowie eine App genügen, um alle Domänen des Hauses zu vernetzen und zu steuern, von Licht und Wärme bis hin zur Sicherheit.
  • Zweitens die Offenheit: Unser Smart Home funktioniert nicht nur mit Geräten von Bosch. Von Anfang an ist eine Philips-Beleuchtungslösung dabei.
  • Drittens die Privatheit: Bei Bosch kann der Kunde seine Smart-Home-Daten ausschließlich auf dem Controller im eigenen Haus speichern. Er entscheidet selbst, ob er künftig auch internetbasierte Services will, etwa den Alarmruf an Freunde und Bekannte.
Bei allen Besonderheiten unseres Konzepts stellen wir uns auf starken Wettbewerb ein, auch aus der IT-Branche. Zugute kommt uns die Zugkraft unserer Marke. Mit der vollständigen Übernahme der BSH Hausgeräte haben wir unser Endkundengeschäft noch verstärkt. Es stellt inzwischen ein gutes Drittel des Umsatzes von Bosch. Und gerade rund ums Haus sucht die Vielseitigkeit unseres Produktportfolios ihresgleichen: Wir sind ein weltweit führender Anbieter bei Thermo- und Sicherheitstechnik, Elektrowerkzeugen und Hausgeräten. Nahezu 50 Prozent unserer Erzeugnisklassen sind bereits vernetzt.

Service Solutions: jedes Jahr mehr als 120 Millionen Dienstleistungen

Dies zeigt, wie sehr sich das neue Service-Geschäft auf unser klassisches Produkt-Geschäft stützen kann. Dabei gewinnt es in allen unseren Sparten an Bedeutung. In der Energie- und Gebäudetechnik haben wir zu Jahresbeginn sogar einen eigenen Geschäftsbereich Service Solutions gegründet – ein besonders sichtbares Zeichen für den Wandel von Bosch auch hin zum Dienstleistungsunternehmen.

Hervorgegangen sind die Service Solutions aus der Überwachung unserer sicherheitstechnischen Anlagen. Längst aber ist der Bereich darüber hinausgewachsen, so unterstützt er die Geschäftsabläufe von mehr als 1 000 Unternehmen, etwa mit Helpdesks für Kunden wie Thomas Cook oder Lufthansa Cargo. Und nicht zuletzt sind unsere Service Solutions Europas Marktführer in der Bearbeitung von E- und I-Call, also von Not- und Informationsrufen aus dem Auto. Ende 2015 waren dafür bereits drei Millionen Fahrzeuge mit Bosch vernetzt, doppelt so viele wie ein Jahr zuvor – und bis Ende des Jahrzehnts werden es voraussichtlich zehn Millionen sein. Für unsere Service Solutions beschäftigen wir gut 6 000 Mitarbeiter an 23 Standorten. Eine Mannschaft, die 2015 in 30 Sprachen mehr als 120 Millionen Kundenkontakte abgewickelt hat, 30 Millionen mehr als 2013. Wir sind hier klar auf Wachstumskurs. Mit unseren Service Solutions streben wir bis 2020 ein jährliches Umsatzplus von 15 Prozent an.

Vernetzte Industrie: Bosch hebt weltweit den wirtschaftlichen Nutzen

Mehr Service-Geschäft erwarten wir nicht zuletzt in der Industrietechnik. Hier bietet die zunehmend vernetzte Produktion erhebliche Effizienz- und Effektivitätschancen – auch indem sie neue Geschäftsmodelle ermöglicht. In Deutschland nennen wir das Industrie 4.0, doch die Vernetzung von Maschinen entlang der Wertschöpfungskette macht nicht an Grenzen Halt. Bosch ist gemeinsam mit Partnern in allen Teilen der Triade tätig. Intensiv arbeiten wir mit dem amerikanischen Industrial Internet Konsortium IIC zusammen. In unserem Werk Homburg kombinieren wir erstmals die Standards des IIC und der deutschen Plattform Industrie 4.0. Die gemeinsame technische Sprache ist eine wesentliche Voraussetzung für die grenzüberschreitende Vernetzung. Vor Ort in Homburg ermöglicht sie die vorausschauende Steuerung sowohl der Produktion als auch des Stromverbrauchs, so dass die teuren Spitzenlasten um bis zu zehn Prozent sinken.

Schon dies zeigt den großen wirtschaftlichen Nutzen, der in den Services für die vernetzte Produktion steckt. Längst geht Bosch über die Projektphase hinaus, wir setzen erste Elemente von Industrie 4.0 operativ um. Dabei verstehen wir uns als Leitanwender und Leitanbieter zugleich. Eine Doppelstrategie, die sich auszahlt. Bis 2020 wird uns die vernetzte Produktion kumuliert voraussichtlich jeweils eine Milliarde Euro Kostenersparnis und Zusatzumsatz bringen. Dazu gehen wir bei Bosch selbst in drei Schritten vor:

  • Erstens realisieren wir Anwendungen in einzelnen Werken
  • zweitens optimieren wir Wertströme bis hin zum Endkunden
  • und drittens steuern wir weltweite Netzwerke.
Schon 2015 haben wir für ein Projekt der dritten Phase einen Industrie 4.0-Award erhalten: die Vernetzung von rund 5 000 Maschinen an elf Standorten im globalen ABS/ESP-Fertigungsverbund. Mit Hilfe von Sensoren und Funkchips ist ein virtuelles Abbild, geradezu ein digitaler Zwilling, dieses Verbundes entstanden. Das System erkennt frühzeitig Abweichungen in der Maschinenleistung, es unterstützt die Mitarbeiter in der Reparatur, es reduziert Stillstände – in Summe hat sich die Produktivität in einem Jahr um nahezu ein Viertel erhöht.Gerade weil diese internen Erfahrungen so positiv sind, setzen wir sie in externe Services um. Auf der Hannover-Messe stellen wir in diesen Tagen zum Beispiel einen Production Performance Manager vor. Ein Service-Werkzeug, das in Echtzeit Fertigungsdaten visualisiert und Wartungsprozesse anstößt. Erprobt haben wir das bereits in sechs Bosch-Werken – in Bamberg, Blaichach und Nürnberg ebenso wie in Bursa, Daejeon und Wuxi. Auch hier schließt sich ein Kreis, diesmal zwischen unseren etablierten Standorten und neuem Service-Geschäft.

Die eigene Cloud von Bosch: Das Vertrauen in der digitalen Welt

Die Vielfalt unserer Services hat also eine starke Basis. Vor allem aber ist sie begründet in den beiden anderen „S“, die wir für das Internet der Dinge mitbringen: Sensorik und Software.

  • Es sind die Sensoren, die den Dingen das Fühlen beibringen, zum Beispiel einem Parkplatz seine Belegung anzeigen. Bosch ist Weltmarktführer im Geschäft mit mikromechanischen Sensoren. Und unser Geschäft legt weiter mit zweistelligen Raten zu. 2015 hat es erstmals die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro überschritten.
  • Es ist eine Software-Plattform für das Internet der Dinge notwendig, geradezu ein Gehirn der Vernetzung. Mit der „Bosch IoT Suite“ verfügen wir über solch ein Gehirn. Schon jetzt sind mehr als fünf Millionen Dinge über Komponenten der Suite vernetzt. Die Suite ermöglicht nicht zuletzt die Auswertung großer Datenmengen. Wichtig ist dieses Data Mining nicht nur für Parkplatz-Prognosen, vielmehr auch für das vorausschauende Qualitätsmanagement – etwa um Abweichungen im Feld künftig so früh zu erkennen, dass sich teure Rückruf-Aktionen vermeiden lassen.
Was jedoch entscheidend ist: dass aus den bestehenden Kompetenzen möglichst schnell neue Geschäftsideen für das Internet der Dinge hervorgehen. Dabei hilft unser Entwickler-Kit XDK. Es enthält die wesentlichen Sensoren mit der nötigen Software. Damit können auch Start-ups zügig Prototypen realisieren – zum Beispiel eine Raumklimaregelung für ein großes Bürogebäude innerhalb von zwei Wochen. Das XDK ist geradezu ein Geburtshelfer für Anwendungen im Internet der Dinge.

Wie nur wenige Unternehmen kann Bosch mit Sensorik, Software und Services das Internet der Dinge aus einer Hand anbieten – wir haben, wenn man so will, alle Trümpfe für das Vernetzungsgeschäft in der Hand. Gefehlt hat nur noch ein Stück, und dieses entscheidende Stück haben wir vor wenigen Wochen hinzugefügt: Auf der „Bosch Connected World“, unserem Branchentreffen in Berlin, haben wir eine eigene Cloud für das Internet der Dinge vorgestellt. Sie wird zunächst für unsere Lösungen eingesetzt, ab 2017 steht sie auch anderen Unternehmen zur Verfügung – und wird damit künftig integraler Bestandteil unseres Geschäfts im Internet der Dinge.

Mit der „Bosch IoT Cloud“ treten wir nicht etwa in Wettbewerb zu größeren Anbietern einer Cloud-Infrastruktur. Weit wichtiger sind uns drei Besonderheiten, die es für das Internet der Dinge so nur bei uns gibt:

  • Erstens integriert die „Bosch IoT Cloud“ die Intelligenz der „Bosch IoT Suite“. Daraus können künftig auch die Entwickler unserer Kunden und Partner Software-Pakete abrufen, um neue Lösungen für das Internet der Dinge zu generieren. So wird Software unmittelbar zum Service.
  • Zweitens laufen auf unserer Cloud gerade die kundensensiblen Anwendungen von Bosch, vom vernetzten Parken bis hin zum Smart Home. Schon in diesem Jahr werden das mehr als 50 Projekte sein.
  • Drittens haben in unserer Cloud die Kunden das erste und das letzte Wort über die Verwendung ihrer persönlichen Daten. Dies ist unsere Antwort auf alle Datenschutz-Bedenken.
Die eigene Cloud macht Bosch also nicht nur zum Komplettanbieter im Internet der Dinge. Sie löst zugleich in der digitalen Welt das entscheidende Versprechen ein, das mit dem Namen Bosch verbunden ist: Sie schafft Vertrauen.

Das 100-Prozent-Ziel: für jedes Produkt ein vernetztes Servicepaket

Vernetzung, damit komme ich zum Schluss, ist kein Selbstzweck. Bosch hat das Ziel, 100 Prozent seiner elektronischen Erzeugnisse zu vernetzen. Aber Geschäft wird daraus erst durch die entsprechenden Services. Jedes Produkt mit dem Internet zu verknüpfen – das heißt in Zukunft auch, jedes Produkt mit einem Dienstleistungspaket anzubieten. Damit werden die Dinge mehr als Dinge, sie bekommen einen Mehrfachnutzen. Daher wäre es zu einfach, von einem steigenden Service-Anteil am Umsatz zu sprechen. Vielmehr wird der Service integraler Bestandteil unseres Produktgeschäfts – aus jedem Hardware-Umsatz soll möglichst auch Service-Umsatz folgen.

Um dieses strategische Ziel zu erreichen, wird sich unser Selbstverständnis zumindest in Teilen verändern. Wir haben eine breite Basis im Hardware-Geschäft, das wird so bleiben. Und wir sind das einzige Unternehmen, das auf einer solch breiten Basis das Internet der Dinge erschließt. Darin liegt eine besondere Stärke, aber auch eine besondere Herausforderung. Denn mit den vernetzten Services wird Bosch zum alltäglichen Begleiter seiner Kunden, mehr noch als mit vertrauten Erzeugnissen wie ABS, Kühlschrank und Bohrhammer. Bisher haben wir vor allem Systeme fürs Auto oder Geräte fürs Haus geliefert, jetzt geht es auch um Mobility Solutions oder das Smart Home. Die Solidität unserer innovativen Technik hat Bosch einen Glaubwürdigkeitsvorsprung verschafft – das ist unsere Stärke. Diesen Vorsprung in die digitale Service-Welt zu übertragen – das ist unsere Herausforderung.

Presseinformation Bilanz-Pressekonferenz 2016
Lebenslauf Dr. Volkmar Denner
Lebenslauf Dr. Stefan Asenkerschbaumer
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Tags: Service,

Über Bosch

Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 375 000 Mitarbeitern (Stand: 31.12.2015). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 70,6 Milliarden Euro. Die Aktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility Solutions, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH und ihre rund 440 Tochter- und Regionalgesellschaften in rund 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs- und Vertriebsverbund von Bosch über rund 150 Länder. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit 55 800 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung an 118 Standorten. Strategisches Ziel der Bosch-Gruppe sind Lösungen für das vernetzte Leben. Mit innovativen und begeisternden Produkten und Dienstleistungen verbessert Bosch weltweit die Lebensqualität der Menschen. Bosch bietet „Technik fürs Leben“.

Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 92 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die Stimmrechte hält mehrheitlich die Robert Bosch Industrietreuhand KG; sie übt die unternehmerische Gesellschafterfunktion aus. Die übrigen Anteile liegen bei der Familie Bosch und der Robert Bosch GmbH.

Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.bosch-presse.de, www.twitter.com/BoschPresse.