Stuttgart – Bosch konzentriert seine Aktivitäten auf dem Gebiet der vernetzten Fertigung in einem neuen Innovationscluster. Wir bündeln unsere Kompetenzen im Bereich Industrie 4.0 unter dem Namen Connected Industry. Dabei ist nun eine Größe erreicht, mit der wir sowohl unsere Kunden als auch unsere 15 Bosch-Geschäftsbereiche bei der Umsetzung von Industrie 4.0 flexibel und agil unterstützen, sagte Dr. Werner Struth, Mitglied der Geschäftsführung von Bosch. Das Thema Industrie 4.0 ist von strategischer Bedeutung, weil es dem Industriestandort Deutschland die historische Chance bietet, seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Bosch ist auf dem Gebiet der vernetzten Produktion sowohl Leitanbieter als auch Leitanwender.
Neue Geschäftsideen für die vernetzte Welt
Basis für das Innovationscluster mit derzeit rund 100 Mitarbeitern ist das bestehende Projekt Industrie 4.0@Bosch. Durch die weitere Bündelung von Fertigungskompetenz mit Sensor- und Software-Know-how erwartet sich Bosch zusätzliche Fortschritte bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Dafür werden zahlreiche Experten des internationalen Technologie- und Dienstleistungsunternehmens vernetzt. In einer großen Zahl von Werken arbeiten viele Fachgruppen, die mit mehr als 100 Pilotprojekten das Innovationscluster unterstützen. Bis Ende 2015 soll es rund 200 Mitarbeiter umfassen. Bosch entwickelt in solchen bereichsübergreifend agierenden Innovationsclustern neue Geschäftsideen für die vernetzte Welt. Weitere Cluster gibt es für die Bereiche Connected Building, Connected Mobility und Connected Energy.
Doppelstrategie: Leitanbieter und Leitanwender
Bosch bietet zum einen Hard- und Software für die vernetzte Fertigung. Zum anderen ist das Unternehmen Anwender von Industrie 4.0. Das Technologieunternehmen verfügt über ein umfangreiches Produktions-Know-how, von der millionenfachen Fertigung von Automobilkomponenten bis hin zur Einzelfertigung komplexer Verpackungsmaschinen. Ergänzt wird dieses Wissen durch die Software-Kompetenz des unternehmenseigenen Software- und Systemhauses Bosch Software Innovations. Zudem beherrscht Bosch seit vielen Jahren die Embedded Software in den Dingen. Damit ist das Unternehmen so gut wie kaum ein anderes für die vernetzte Fertigung aufgestellt.
APAS: Kooperation ohne Schutzzaun
Leiter des neuen Innovationsclusters ist Bosch-Ingenieur Dr. Stefan Aßmann. Er war zuvor unter anderem Werkleiter im In- und Ausland sowie Leiter des internen Sondermaschinenbaus bei Bosch. Unter seiner Führung wurden bereits zahlreiche Industrie 4.0-Lösungen industrialisiert, wie zum Beispiel der automatische Produktions-Assistent APAS. Dieser Roboterarm ist das erste und bisher einzige Assistenz-System in der Produktion, das die direkte Zusammenarbeit mit dem Menschen ohne zusätzliche Schutzvorrichtung erlaubt. Aßmann berichtet direkt an Bosch-Geschäftsführer Dr. Werner Struth, der unter anderem für die Fertigungskoordination und damit auch für das Thema Industrie 4.0 zuständig ist.
Große Produktivitätsfortschritte
Aßmann erwartet durch vernetzte Fertigungsabläufe Produktivitätsfortschritte von bis zu 30 Prozent: Mit Industrie 4.0 können wir auch am Hochkostenstandort Deutschland wettbewerbsfähig sein. Die vernetzte Fertigung wird die neue Normalität. Dies zeigt sich aktuell auf der CeBIT, wird sich auf der Hannover Messe wiederholen und ganz sicher zu einem Dauerthema der nächsten Jahre werden.
Der Nutzer steht im Fokus
Wir schaffen neue Lösungen für die vernetzte Fertigung und setzen sie national wie international in unseren Werken ein, ergänzte Aßmann. Zudem bieten wir viele der bei uns entwickelten Lösungen externen Kunden an. Darüber hinaus liefern wir eine breite Palette von Software, Antrieben und Steuerungen für die Industrieautomatisation, mit denen Kunden ihre eigenen Projekte effizient umsetzen können. Mit diesem Portfolio belegen wir unsere Kompetenz als Leitanwender und Leitanbieter in der vernetzten Industrie. Aßmann betonte, dass bei alledem nicht allein technische Innovationen im Mittelpunkt stehen dürften: Bei der erfolgreichen Umsetzung von Industrie 4.0-Lösungen müssen immer der Nutzer und seine Anforderungen im Fokus der vernetzten Lösung stehen, weniger die jeweilige Technik oder das Produkt.
Internationale Kooperation
Die für die vernetzte Fertigung nötigen Standards erarbeitet Bosch auch in enger Zusammenarbeit mit weiteren Partnern, national und international. Ein Beispiel ist die Kooperation mit Tech Mahindra und Cisco, mit denen Bosch im Rahmen des Industrial Internet Consortiums die Vernetzung von Industriewerkzeugen vorantreibt. Ein Ergebnis dieses Innovationsprojektes ist die Möglichkeit, die Position eines Nexo-Funk-Akkuschraubers von Bosch Rexroth innerhalb einer Werkhalle genau zu bestimmen. Aus der Position wird dann automatisch das richtige Drehmoment für die jeweilige Aufgabe abgeleitet, um zum Beispiel sicherheitsrelevante Schrauben stets mit der vorgeschriebenen Kraft anzuziehen. Diese Werte lassen sich automatisch dokumentieren, um die Qualität der Produkte zu sichern und zu prüfen. Mögliche Anwendungen sind etwa der Flugzeug- und Motorenbau.
Eine Linie, zweihundert Module
Auf einer Multiproduktlinie in Homburg kann Bosch bereits heute hochflexibel zweihundert verschiedene Hydraulikmodule bis zur Losgröße 1 herstellen. Die neun Stationen dieser Multiproduktlinie sind dafür intelligent miteinander vernetzt. Über einen RFID-Chip am Werkstück erkennen sie, wie das fertige Produkt zusammengestellt sein muss und welche Arbeitsschritte notwendig sind. Das ermöglicht die effiziente Produktion auch in geringen Stückzahlen. Dies ist nötig, weil einige Module häufiger, andere seltener nachgefragt werden. Auf der Multiproduktlinie können zur gleichen Zeit verschiedene Module entstehen. Die zugehörigen Arbeitspläne werden automatisch abgerufen und als Foto oder Film auf Monitoren angezeigt – und das sogar individuell, je nach Ausbildungsgrad und in der Muttersprache des jeweiligen Mitarbeiters. Die Mitarbeiter werden bei ihrer Arbeit bestmöglich unterstützt. Sie fügen aus etwa 2 000 verschiedenen Komponenten, die rechtzeitig und automatisch nachgeordert werden, rund 200 Varianten von Hydraulikmodulen zusammen. Diese Module steuern die Arbeits- und Fahrhydraulik in Lkw oder Traktoren, etwa um Ladeflächen zu kippen oder den Pflug zu heben. Diese Multiproduktlinie wurde Ende Dezember 2014 mit dem Industrie 4.0 Award ausgezeichnet, vergeben von der Fachzeitung Produktion gemeinsam mit ROI Management Consulting AG. Die unabhängige Jury bewertet das Projekt als beste Umsetzung von Industrie 4.0 in der Produktion. Zu den hier erfolgreich realisierten Schlüsselelementen von Industrie 4.0 zählen: dezentrale Intelligenz, schnelle Vernetzung, offene Standards, Kontexteinbindung in Echtzeit und autonomes Verhalten.
Hintergrund Industrie 4.0
In der Industrie 4.0 werden Werkstücke intelligent. Sie tragen Barcodes, RFID-Funkchips oder internetfähige Sensoren. Durch teil- oder gar vollautomatisierte Informationserfassung und -übertragung entsteht ein virtuelles Abbild der physischen Realität. Der Verbund aus Softwareprogrammen, mechanischen und elektronischen Teilen kommuniziert weltweit via Internet. Dies ermöglicht die ständige Koordination und Optimierung auch zwischen Standorten oder über Unternehmensgrenzen hinweg. Der wesentliche Umbruch wird jedoch bei den Geschäftsmodellen erwartet, beispielsweise bei neuen Betreibermodellen: Denkbar ist, dass Produktionsmaschinen künftig im Eigentum des Herstellers bleiben. Anstatt sie zu verkaufen, bietet er seinen Kunden bearbeitete Stückzahlen oder Betriebsstunden an. Der Entwicklung neuer und gewinnbringender Geschäftsmodelle sind praktisch keine Grenzen gesetzt.
Interaktive Infografik zu Industrie 4.0:
Ansicht:
http://bit.ly/1CvVSxN
Download:
http://bit.ly/1xy76Ky
Über Bosch
Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 375 000 Mitarbeitern (Stand: 31.12.2015). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 70,6 Milliarden Euro. Die Aktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility Solutions, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH und ihre rund 440 Tochter- und Regionalgesellschaften in rund 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs- und Vertriebsverbund von Bosch über rund 150 Länder. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit 55 800 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung an 118 Standorten. Strategisches Ziel der Bosch-Gruppe sind Lösungen für das vernetzte Leben. Mit innovativen und begeisternden Produkten und Dienstleistungen verbessert Bosch weltweit die Lebensqualität der Menschen. Bosch bietet „Technik fürs Leben“.
Das Unternehmen wurde 1886 als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ von Robert Bosch (1861–1942) in Stuttgart gegründet. Die gesellschaftsrechtliche Struktur der Robert Bosch GmbH sichert die unternehmerische Selbstständigkeit der Bosch-Gruppe. Sie ermöglicht dem Unternehmen langfristig zu planen und in bedeutende Vorleistungen für die Zukunft zu investieren. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 92 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung GmbH. Die Stimmrechte hält mehrheitlich die Robert Bosch Industrietreuhand KG; sie übt die unternehmerische Gesellschafterfunktion aus. Die übrigen Anteile liegen bei der Familie Bosch und der Robert Bosch GmbH.
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