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Neue Systeme, neue Services, neue Kunden: Die Mobility Solutions von Bosch

Referat von Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, anlässlich der IAA-Pressekonferenz am 15. September 2015 in Frankfurt am Main

Sehr geehrte Damen und Herren!

Es ist IAA, es geht um die Zukunft des Autos. Bosch liefert Zukunft, und das mit zunehmendem Tempo. So sehen wir in der Batterie-Entwicklung das Potenzial für einen Durchbruch, wie ich noch deutlich machen werde.

Grundsätzlich stellen wir uns auf drei wesentliche Trends ein: Das Autofahren wird elektrisch, automatisiert und vernetzt. Wir sind auf allen drei Innovationspfaden gut unterwegs, dazu stellt Ihnen Herr Bulander nach meinen strategischen Ausführungen neue Lösungen auf diesem Messestand vor.

Zumindest in großen Städten wird sich das Auto mit anderen Verkehrsträgern verbinden. Daraus leitet Bosch Service-Geschäft ab – ein Geschäft mit neuen Kunden, auch über die Automobilindustrie hinaus. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Kraftfahrzeugtechnik in Mobility Solutions umbenannt. Wir wollen das Auto, aber auch den intermodalen Verkehr der Zukunft sicher, komfortabel und effizient machen.

Das Jahr 2015: Bosch wächst bei stagnierender Automobilproduktion
Zunächst aber zum laufenden Geschäft: Wir setzen unseren Wachstumskurs in diesem Jahr fort, auch wenn die aktuelle Entwicklung in China Anlass zur Vorsicht gibt. Insgesamt bewegt sich die Bosch-Gruppe aber am oberen Rand ihrer Wachstumserwartungen. Besonders gut entwickelt sich der Unternehmensbereich Mobility Solutions. Sein Umsatz steigt 2015 voraussichtlich um gut zehn Prozent, wechselkursbereinigt um über fünf Prozent. Wir wachsen, während die weltweite Automobilproduktion nur noch marginal zunimmt.

Bei Bosch legen auch in diesem Jahr wichtige Systeme im Absatz kräftig zu: um 25 Prozent das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP, um 15 Prozent die Benzindirekteinspritzung sowie um zehn Prozent die Common-Rail-Dieseleinspritzung. Besonders stark wächst das Fahrerassistenz-Geschäft: Die Stückzahlen unserer Radar- und Videosensoren verdoppeln sich auch 2015.

Das Potenzial der Mobility Solutions: Neue Kunden, neue Services
Mobilitätslösungen, das bedeutet für Bosch: neue Kunden mit wachsenden Geschäftsvolumina.

  • Das sind innerhalb der Automobilindustrie etwa die neuen Branchenspieler in Kalifornien – wir beliefern Google ebenso wie Tesla.
  • Das sind die Hersteller von Zweirädern. Wir sind Europas Marktführer für E-Bike-Systeme. Wir haben vor zwei Jahren mit dem MSC die weltweit erste Motorrad-Stabilitätskontrolle eingeführt – eine Art ESP auf zwei Rädern. Und jetzt haben wir in Yokohama einen eigenen Produktbereich für das Two-Wheeler-Geschäft eingerichtet.
  • Das sind Versicherungen und Leasinggesellschaften. Wir senken die Betriebskosten ihrer Flotten, indem wir mit einer Connectivity Control Unit Fahr- und Servicedaten zur Auswertung an einen Bosch-Server übertragen. Mit den aufbereiteten Daten lassen sich zum Beispiel Wartungstermine genauer planen, um Ausfallzeiten möglichst kurz zu halten. Wir haben dazu bereits fünf Großserien-Aufträge.
  • Das sind die einzelnen Autofahrer, und das nicht erst, wenn sie in unsere Bosch-Werkstätten kommen. Unser Mobilitätsportal Drivelog Connect bietet ihnen zum Beispiel eine Live-Analyse des Fahrverhaltens – mit Tipps, wie sie Sprit sparen können. Dafür genügen eine Smartphone-App und ein elektronischer Stecker zum Auslesen der Bordnetz-Daten.
  • Kunde von Bosch können schließlich die Betreiber von Verkehrsinfrastruktur sein – letztendlich jeder, der unterwegs ist. One-Click-Tickets für Car- und Bike-Sharing, Bahnen und Busse – das unterstützen wir mit unseren Software-Lösungen, zum Beispiel im Pilotprojekt Stuttgart Services.
Die Beispiele zeigen, welches Potenzial in unseren Mobility Solutions steckt. Längst haben wir den neuen Namen für das Geschäft mit neuen Lösungen gefüllt – Lösungen, die übers Auto hinaus auf den ganzen Verkehr zielen. Und in zunehmendem Maße geht es dabei auch um Dienstleistungen. Wir erschließen mit unseren Mobility Services ein neues und aussichtsreiches Geschäftsfeld.

Neue Service-Ideen schöpfen wir auch aus unserem bestehenden technischen Know-how. Das markanteste Beispiel: das aktive Parkraum-Management. Ob ein Parkplatz frei ist oder nicht – das erkennen unsere mikromechanischen Sensoren, die wir internetfähig im Asphalt unterbringen. Daraus entsteht eine Echtzeit-Parkkarte, um die Parkplatz-Suche abzukürzen, immerhin 30 Prozent des städtischen Verkehrs. Erste Testfelder mit Sensorik und Software von Bosch sind bereits installiert, Serienstart wird noch dieses Jahr sein. Eine Lösung, die auch Parkhaus-Betreibern hilft, ihre Stellplätze besser auszulasten.

Im Service-Geschäft kommt Bosch nicht zuletzt das vielseitige Branchenwissen zugute. Wir können, wie kein anderes Unternehmen der Automobilbranche, Mobilität mit Energie-, Gebäude- und Industrietechnik vernetzen. Wir haben die breite Basis, um auch domänenübergreifende Services zu entwickeln – etwa wenn sich das vernetzte Fahrzeug dem vernetzten Haus nähert, dem Smart Home. Garagentor öffnen, Heizung oder Backofen vorwärmen – so erledigt das Auto automatisch kurz vor der Ankunft erste Hausarbeiten.

Das Auto der Zukunft: Fortschritte auf allen drei Entwicklungspfaden
Die Vernetzung ist für Bosch einer der drei Entwicklungspfade zum Auto der Zukunft. Sie unterstützt die beiden anderen Pfade, die Elektrifizierung des Antriebs ebenso wie die Automatisierung des Fahrens. Auf allen drei Pfaden kommen wir mit innovativen Lösungen voran. Und mit tiefem Systemverständnis schaffen wir dafür auch die technologischen Voraussetzungen.

Ob das Auto künftig elektrisch, automatisch oder vernetzt fährt – mehr denn je wird es zum rollenden Computer-Netzwerk. Das Datenaufkommen steigt rasant, und das nicht nur im Austausch mit der Fahrzeugumgebung, sondern auch im Fahrzeug selbst. Für die Elektrik- und Elektronik-Architektur zeichnet sich in den nächsten fünf Jahren geradezu eine Revolution ab: Der Speicherplatz wird sich mindestens vervierfachen, die Rechenleistung verdreifachen, in manchen Steuergeräten sogar verzwanzigfachen. Und die Bandbreite für die Datenbussysteme vergrößert sich exponentiell. Unsere Ziele sind klar: Datensicherheit auf allen Ebenen, IT-Intelligenz mit der Zuverlässigkeit der Automobiltechnik verbinden. Gut 40 000 Mitarbeiter hat die Forschung und Entwicklung für unsere Mobility Solutions – davon ist schon jetzt jeder dritte ein Software-Entwickler. Bosch ist damit schon heute auch ein Software-Unternehmen. Die Bedeutung von Software wird in Zukunft noch deutlich zunehmen – und damit auch unser Bedarf an hochqualifizierten Fachleuten.

Was aber sind unsere konkreten Schritte auf den drei Entwicklungspfaden? Dazu möchte ich einen knappen Überblick vermitteln, bevor Herr Bulander einige Neuheiten vorstellt.

  • Die Elektrifizierung des Antriebs steht und fällt mit der Weiterentwicklung der Batterie. Und hier machen wir einen großen Sprung nach vorn. Bosch hat das amerikanische Start-up-Unternehmen Seeo, Inc. übernommen. Dieses Unternehmen hat eine Festkörperzelle mit einer Lithium-Anode realisiert – eine Technologie, die unsere Entwicklung mit japanischen Partnern ergänzt. Bisher sind wir davon ausgegangen, im Laufe dieser Dekade die Energiedichte der Batterien zu verdoppeln und ihre Kosten zu halbieren. Mit der disruptiven Zelltechnologie von Seeo sehen wir das Potenzial, die Energiedichte noch weiter zu steigern. Bosch setzt sein Wissen und hohe Finanzmittel ein, um den Durchbruch der Elektromobilität zu schaffen.

    Klar ist aber auch: Bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein wird es kein Entweder-oder, vielmehr ein Sowohl-als-auch von Verbrennungsmotor und Elektroantrieb geben. Es ist der Diesel, der mit seiner besonderen Sparsamkeit die ambitionierten Klimaschutz-Ziele der Europäischen Union für das Jahr 2021 überhaupt erst realistisch macht. Bis dahin werden wir seine Effizienz nochmals um 15 Prozent steigern. Mehr Dieselanteil bedeutet weniger Kohlendioxid – das ist die Formel, die wir auch bei der derzeitigen Debatte um die Luftqualität in großen Städten nicht ausblenden dürfen. Dabei ist der Diesel längst zum Feinstaubsauger geworden – denn er reinigt die Luft sogar von Partikeln. Und mehr Diesel muss keineswegs mehr Stickoxid bedeuten. Bosch hat die Technologie, damit der Selbstzünder auch im realen Straßenverkehr geringste Stickoxid-Emissionen aufweist. Die aktuellen Grenzwerte nicht nur auf dem Prüfstand, vielmehr auch auf der Straße einzuhalten – das ist unser Entwicklungsziel.

  • Die Automatisierung des Fahrens kommt über den Fortschritt der Fahrerassistenz. Allein dafür beschäftigen wir rund 2 000 Entwickler, gut 700 mehr als vor zwei Jahren. 2018 wollen wir das vollautomatische Parken realisiert haben. Dann genügt es, das Auto vor dem Parkhaus abzustellen, und es sucht sich selbstständig einen freien Platz. 2020 wird der Autobahnpilot von Bosch serienreif sein – ein elektronischer Chauffeur, mit dem sich das Fahrzeug selbständig auf der Autobahn bewegt. Mit unseren Testautos sind wir auf amerikanischen und deutschen Autobahnen unterwegs, als erster Zulieferer haben wir mit einem Prototypen in den USA auch bereits Fahrten „exit to exit“ auf wechselnden Highways realisiert. Die für das hochautomatisierte Fahren nötigen hochgenauen Karten entwickeln wir in einer offenen Kooperation mit TomTom.
  • Doch erst mit der Vernetzung des Fahrens kann das Auto auch vorausschauen – weiter als jeder Sensor, aktueller als jede Karte. Es sieht geradezu um die Kurve. Staus, Unfall- und Wanderbaustellen – mit solch dynamischen Informationen aus dem Internet reichern wir den elektronischen Horizont an. Das macht das automatische Fahren noch sicherer, und Hybridfahrzeuge können immer rechtzeitig Bremskraft in Strom umwandeln, so dass sich ihre Reichweite vergrößert. Vernetzt fährt sich das Auto der Zukunft am besten. Zudem erkennt es seinen Wartungsbedarf vorausschauender, als eine Warnlampe mögliche Fehler signalisiert. Schon jetzt ermöglichen wir internetbasiert die Ferndiagnose unserer Dieselinjektoren.
Mein Fazit: Bosch ist mit seinen Mobility Solutions technologisch wie geschäftlich stark aufgestellt und gestaltet den Wandel der Automobilbranche aktiv mit. Was aber sind unsere wesentlichen Neuheiten hier auf der Messe? Dazu gebe ich jetzt das Wort an Herrn Bulander.

Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) 2015 Bosch überholt Automobilmarkt Milliardenumsätze bei Automatisierung und Vernetzung PI9011

IAA Technik kompakt Diese Innovationen präsentiert Bosch auf der IAA 2015 Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung für die Mobilität von morgen PI9012

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Tags: PI9012, PI9011, Vernetzte Fahrzeug, IAA 2015, ESP, Entwicklung Mobility, Automobilbranche Mobilität, Vernetzung Mobilität

Mobility Solutions ist der größte Unternehmensbereich der Bosch-Gruppe. Er trug 2015 mit 41,7 Milliarden Euro 59 Prozent zum Umsatz bei. Damit ist das Technologieunternehmen einer der führenden Zulieferer der Automobilindustrie. Der Bereich Mobility Solutions bündelt seine Kompetenzen in den drei Domänen der Mobilität – Automatisierung, Elektrifizierung und Vernetzung – und bietet seinen Kunden ganzheitliche Mobilitätslösungen. Die wesentlichen Geschäftsfelder sind: Einspritztechnik und Nebenaggregate für Verbrennungsmotoren sowie vielfältige Lösungen zur Elektrifizierung des Antriebs, Fahrzeug-Sicherheitssysteme, Assistenz- und Automatisierungsfunktionen, Technik für bedienerfreundliches Infotainment und fahrzeugübergreifende Kommunikation, Werkstattkonzepte sowie Technik und Service für den Kraftfahrzeughandel. Wichtige Innovationen im Automobil wie das elektronische Motormanagement, der Schleuderschutz ESP oder die Common-Rail-Dieseltechnik kommen von Bosch.

Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 375 000 Mitarbeitern (Stand: 31.12.2015). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 70,6 Milliarden Euro. Die Aktivitäten gliedern sich in die vier Unternehmensbereiche Mobility Solutions, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH und ihre rund 440 Tochter- und Regionalgesellschaften in rund 60 Ländern. Inklusive Handels- und Dienstleistungspartnern erstreckt sich der weltweite Fertigungs- und Vertriebsverbund von Bosch über rund 150 Länder. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit 55 800 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung an 118 Standorten. Strategisches Ziel der Bosch-Gruppe sind Lösungen für das vernetzte Leben. Mit innovativen und begeisternden Produkten und Dienstleistungen verbessert Bosch weltweit die Lebensqualität der Menschen. Bosch bietet „Technik fürs Leben“.

Mehr Informationen unter www.bosch.com, www.bosch-presse.de, http://twitter.com/BoschPresse.